Fed: Auf Kurs zur ersten Zinssenkung

Die Fed hat wie erwartet die Leitzinsen erneut unverändert belassen. Gleichzeitig wurde aber der Zinsausblick angepasst. So wird nicht mehr über mögliche Zinserhöhungen gesprochen, sondern es wird jetzt in Aussicht gestellt, die Geldpolitik wieder zu lockern. Noch ist es aber nicht so weit. Notenbankpräsident Jerome Powell hält eine erste Zinssenkung schon im März für unwahrscheinlich. Im Mai sollte sie in unseren Augen dann aber vollzogen werden, was den Auftakt für eine ganze Serie an Lockerungen bilden dürfte.

Klarer Easing Bias

Wie erwartet hat die Fed die Leitzinsbandbreite bei 5,25% bis 5,50% belassen. Seit inzwischen sechs Monaten liegt die Fed-Funds-Rate damit unverändert auf dem höchsten Niveau seit 22 Jahren. Angepasst wurde allerdings der Leitzinsausblick. So stellt die Fed in der schriftlichen Erläuterung zum Zinsentscheid keine weiteren Zinserhöhungen mehr in Aussicht. Vielmehr heißt es zunächst in neutraler Art, künftige Anpassungen des Leitzinssatzes würden von der Entwicklung der Daten, des wirtschaftlichen Ausblicks und der Risikoeinschätzung abhängen. Gänzlich neutral geben sich die Währungshüter dann aber doch nicht. Denn sie weisen anschließend darauf hin, dass Zinssenkungen angemessen sind, sobald das FOMC mehr Vertrauen in die Abwärtsbewegung der Inflationsrate in Richtung des 2%-Ziels hat. Mithin ist klar – der nächste Zinsschritt ist eine Senkung. Faktisch ist das ein ausgesprochener Easing Bias, der so in den schriftlichen Äußerungen der Fed bislang noch nicht zum Ausdruck kam. Begründet wird die Aufgabe der zuvor falkenhaften Haltung damit, dass die Risiken bei der Erreichung der beiden Ziele – Preisniveaustabilität und Vollbeschäftigung – inzwischen besser im Gleichgewicht sind.

Eine Frage des Vertrauens

In der Pressekonferenz stellte Notenbankpräsident Jerome Powell die Inflationsentwicklung in den Vordergrund. Das gegenwärtig robuste Wachstum stehe einer Lockerung der Geldpolitik nicht im Wege, da es zu einem großen Teil auf die Entspannung bei den Lieferketten und die Ausweitung des Arbeitskräfteangebots zurückzuführen sei.

Wovon genau das Vertrauen der Währungshüter in die Nachhaltigkeit des Abwärtstrends der Inflationsraten abhängt, ließ Powell indes offen. Auf Nachfrage gab er jedoch an, dass er eine Zinssenkung schon im Rahmen der nächsten FOMC-Sitzung im März für unwahrscheinlich ansehe – konkret hänge das aber von den bis dahin eingehenden Daten ab. Zum Thema einer möglichen Beendigung des Quantitative Tightening (QT) teilte er mit, man habe mit ersten Diskussionen darüber begonnen. Intensiver werde darüber aber erst in der März-Sitzung beraten. Möglich sei, dass eine Zinssenkung und eine Verlangsamung von QT gleichzeitig stattfinden – letztlich seien das aber unabhängige Entscheidungen

Ausblick

Bis zur nächsten FOMC-Sitzung Mitte März stehen zwei weitere Veröffentlichungen zum Verbraucherpreisindex auf der Agenda. Außerdem gibt das BLS nächste Woche die jährliche Revision der Saisonbereinigungsfaktoren dieser Statistik bekannt. Diese Revision könnte das Inflationsprofil des vergangenen Jahres verändern. Möglich ist, dass sich die Inflation nach den neuen Daten in den zurückliegenden sechs Monaten weniger deutlich abgeschwächt hat, als bislang angenommen.

Mit Blick auf die Januar-Inflationszahlen existiert außerdem das Risiko, dass sie stärker ausfallen als in den vergangenen Monaten. In vielen Bereichen stehen zu Jahresbeginn jährliche Preiserhöhungen an, die zu vorübergehenden Teuerungsschüben führen können. Alles in allem sehen wir es daher als wahrscheinlich an, dass die bis zur FOMC-Sitzung im März eingehenden Inflationsdaten noch nicht ausreichen, um eine Leitzinssenkung zu rechtfertigen. Im Mai dürfte es dann aber soweit sein.

In unseren Augen stehen die Chancen gut, dass auf die Zinssenkung im Mai um 25 Bp in den kommenden Monaten weitere Lockerungen folgen werden. Weil wir mit deutlicher nachgebenden Inflationsraten rechnen als die Fed (vgl. unsere Analyse: US-Inflation dürfte 2024 positiv überraschen), sollten die Lockerungen mindestens doppelt so umfangreich ausfallen, wie die 75 Bp, die in den Dezember-Projektionen der Fed genannt werden.

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