Aktienanleger sollten sich an defensive Qualitätstitel halten

In den nächsten Jahren werden Anleger bei der Aktienauswahl selektiv vorgehen müssen. Das hat »Bantleon Kapitalmarktstratege« Dr. Harald Preißler im Interview mit der Schweizer Zeitung Finanz und Wirtschaft gesagt. Diese Einschätzung begründete er damit, dass »die fetten Jahre definitiv vorbei« seien. »Die Normalisierung der Bewertungen birgt enormes Enttäuschungspotenzial, die Gewinnerwartungen sind deutlich zu hoch«, stellte Preißler fest. »Allerdings ist der bewertungstechnische Anpassungsbedarf außerhalb der USA deutlich geringer, weshalb die Ertragsperspektiven in Europa und den Schwellenländern entsprechend besser sind. Auf jeden Fall sollten sich Anleger an defensive Qualitätstitel halten und die Verschuldung und Bilanzqualität der Unternehmen im Auge behalten.«

Die Investitionszurückhaltung der Unternehmen – selbst in Zeiten niedriger Zinsen – werde sich künftig rächen. »Und das Problem des Investitionsmangels ist global, Bilanzkosmetik und Ausschüttungen waren den Firmen wichtiger. Diese Unkultur wirkt sich mit Verzögerung auf die Produktivität aus. Die Produktivitätsraten sinken in den USA und in Europa bereits deutlich. Zudem hat die Digitalisierung als Produktivitätsbooster versagt.« Die sinkende Produktivität werde auch zu rückläufigem Gewinnwachstum führen. »Die Gewinnmultiplikatoren wie das KGV sind natürlich gestiegen, weil die Bewertungen deutlich schneller anzogen als die Gewinne und das ist nicht nachhaltig«, stellte Preißler fest. »Den Aktienmärkten fehlt damit auf mittlere bis längere Sicht der Treibstoff für nachhaltige Kursanstiege.«

Auch die Deglobalisierung und die demografische Entwicklung seien in den nächsten Jahren eine Belastung für die breiten Aktienmärkte: »Der Lieferkettenstress hat den Unternehmen vor Augen geführt, wie erstrebenswert die Diversifikation von Handelsverbindungen ist«, erklärte der Kapitalmarktstratege. »Nearshoring und Friendshoring sind en vogue. Firmen bauen redundante Produktionsstandorte auf und die Lagerhaltung wird überdacht. Dies führt dazu, dass die Globalisierung den Höhepunkt überschritten hat. Außerdem erhöht die Demografie, also die Arbeitskräftelosigkeit vor allem auch in Europa, den Kostendruck für die Unternehmen in Form höherer Löhne zusätzlich. Somit ist die Zeitenwende mit höheren Zinsen und Inflation bereits da.«

Das vollständige Interview können Sie hier online lesen (Paywall).

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