So funktionieren Wandelanleihen
Wandelanleihen vereinen die positiven Eigenschaften von Anleihen und Aktien auf einzigartige Weise. Sie sind ein optimaler Portfoliobaustein, weil sie das Risiko-Ertrags-Profil verbessern.
Bei Wandelanleihen (auch: Wandelschuldverschreibungen) handelt es sich um eine Spezialform von Unternehmensanleihen: Wie bei einer konventionellen Unternehmensanleihe zahlt das herausgebende Unternehmen dem Inhaber der Wandelanleihe über einen festgelegten Zeitraum regelmäßig Zinsen (Coupon). Die Besonderheit ist jedoch, dass Wandelanleihen mit einem Wandelrecht ausgestattet sind, das es dem Inhaber erlaubt, die Anleihen innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einem fixierten Preis und unter definierten Bedingungen in Aktien des Unternehmens umzuwandeln.
Das Wandelrecht ist in der Regel freiwillig. Übt der Anleger es nicht aus, bekommt er weiter die vorab festgelegten Zinsen und am Ende der Laufzeit den Nennwert der Anleihe ausbezahlt. Hat sich der Investor jedoch einmal für den Umtausch entschieden, lässt er sich nicht mehr rückgängig machen: Die Aktien können also nicht wieder in Anleihen zurückgetauscht werden. Der Umtausch kann sich für den Investor lohnen, wenn der aktuelle Aktienkurs über dem vereinbarten Wandlungspreis liegt. Allerdings bekommt er für die Aktien – anders als für die Anleihen – keine festen Zinszahlungen mehr. Stattdessen ist eine Dividendenausschüttung möglich, deren Höhe aber schwanken kann.
Wegen der komplexen Anlagebedingungen und der hohen Mindeststückelungen – teilweise sogar 250.000 Euro – sind Wandelanleihen-Investmentfonds für Privatanleger besser geeignet als Investitionen in einzelne Wandelanleihen.
So verhalten sich die Kurse von Wandelanleihen
Einfluss des Aktienkurses: Je mehr sich der Aktienkurs des Unternehmens an den Kurs annähert, zu dem eine Wandlung vorteilhaft wäre, desto mehr verhält sich der Kurs der Anleihe wie der Aktienkurs. Übersteigt der Aktienkurs den Wandlungskurs, verhält sich die Wandelanleihe zunehmend wie die Aktie. Die Aktiensensitivität – im Fachjargon Delta genannt – liegt dann typischerweise zwischen 0,50 und 1,00.
Einfluss des Anleihenkurses: Dagegen verhält sich der Kurs der Wandelanleihe nahezu identisch mit dem einer klassischen Anleihe, nachdem der Aktienkurs weit unter den Wandlungskurs gefallen ist und eine Wandlung für den Anleger uninteressant geworden ist.
Sonderfall Pflichtwandelanleihen
Bei Pflichtwandelanleihen ist das Wandelrecht nicht freiwillig. Sie werden automatisch am Ende der Laufzeit in Aktien umgewandelt. Typischerweise werden zum Emissionszeitpunkt zwei Wandlungspreise definiert: einen unterhalb und einen oberhalb des aktuellen Aktienkurses. Aktienschwankungen zwischen diesen beiden Wandlungspreisen werden über die Anpassung des Umtauschverhältnisses ausgeglichen. Fällt der Aktienkurs, dann bekommt der Anleger bei der Wandlung mehr Aktien und umgekehrt. Für Schwankungen außerhalb dieser beiden Wandelpreise gibt es keine Kompensation mehr und die Wandelanleihe verhält sich ähnlich wie die Aktie.
Das Risiko: Da der Anleger nicht die Möglichkeit hat, die Pflichtwandelanleihe zum Nennwert zurückzugeben, gibt es hier keinen Schutz vor Verlusten.
Pflichtwandelanleihen spielen jedoch eine untergeordnete Rolle und machen aktuell weniger als 5% des gesamtem Wandelanleihenuniversums aus.
Sonderfall CoCo-Bonds
CoCo-Bond ist die Abkürzung für Contingent Convertible Bond (bedingt wandelbare Anleihe). Bei dieser Form der Wandelanleihe haben Anleger wie bei Pflichtwandelanleihen kein Mitspracherecht bei der Wandlung. Die Wandlung ist an ein bestimmtes Ereignis (Trigger) geknüpft, das vorab festgelegt wird. Tritt dies ein, wird die Wandelanleihe automatisch in Aktien umgewandelt oder abgeschrieben. Beispielsweise könnte das Sinken der Eigenkapitalquote eines Unternehmens unter einen bestimmten Wert als Trigger definiert werden. Wenn die Eigenkapitalgrenze unterschritten wird, erfolgt der Umtausch in Aktien und das Fremdkapital wird automatisch zu Eigenkapital. Tritt das Ereignis nicht ein, findet keine Wandlung statt. Diese Anleihen werden typischerweise von Banken begeben.
CoCo-Bonds sind nicht Teil des Universums von und werden oft explizit bei Wandelanleihenindizes ausgeschlossen.