Medienspiegel
23. Juni 2022

Zeiten einfach zu erzielender Gewinne sind vorbei

Anleger werden sich in den nächsten Jahren mit deutlich tieferen Erträgen an den Finanzmärkten begnügen müssen. Das hat Dr. Harald Preißler, Aufsichtsratsvorsitzender der Bantleon Invest GmbH und ehemaliger Chefvolkswirt sowie Chefanlagestratege von Bantleon, im Interview mit Focus-Money gesagt. Als Ursache für die Zeitenwende an den Finanzmärkten nannte er die Inflation, die auch in den kommenden Jahren überdurchschnittlich hoch bleiben werde. »Vor allem die demografische Entwicklung ist ein ganz wichtiger Faktor, der die Inflation beschleunigt«, stellte er fest. »Mittlerweile haben wir auf breiter Front nicht mehr nur einen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel im Allgemeinen – nicht nur in Deutschland, sondern in allen Industriestaaten. Diese  Verknappung spiegelt sich im Verbund mit der hohen Inflation in der 8%igen Lohnerhöhung, die von der IG Metall in der Stahlbranche gefordert wird. Das ist aber erst der Anfang – die berühmte Lohn-Preis-Spirale beginnt sich zu spannen.« In den nächsten Jahren rechne er mit einer Inflationsrate von 3% bis 6%.

Auch wenn die Inflation kurzfristig etwas sinken könne, würden strukturelle Faktoren wie die Demografie und die Deglobalisierung sie längerfristig hoch halten. Eine stabile Inflationsrate von 3% bis 6% sei »zwar kein Drama für die Unternehmen und auch nicht für die Wirtschaft. Aber eine solche Preissteigerungsrate verändert die Lage am Kapitalmarkt substanziell.« In den nächsten 10 bis 15 Jahren sei eine nominale Gesamtmarktrendite von nur 1% bis 2% realistisch.

In diesem Umfeld sollten Anleger sich gute aktive Asset Manager aussuchen, die auch in Krisenzeiten gute Ergebnisse erzielt haben. »Man darf sich also nicht von zweistelligen Ergebnissen in den vergangenen Jahren blenden lassen.« Auch künftig seien in einzelnen Segmenten überdurchschnittliche Gewinne möglich, erklärte Preißler. »Ganz entscheidend wird daher künftig die Themen- und die Einzeltitelauswahl sein. Man muss die Palette an Unternehmen sehr genau analysieren, vor allem im Hinblick auf ihre Ertragsperspektiven bei höherer Inflation. Hier haben sich in der Vergangenheit Infrastruktur-Aktien als robust erwiesen, weil ihre Verträge oft an die Inflation gekoppelte Vergütungen vorsehen.« Auch Value-Aktien sollten sich in den nächsten Jahren besser entwickeln als der Gesamtmarkt. »Ich befürchte aber, dass sie ihre Vorteile vor allem in Abschwungphasen ausspielen, weil sie dann  weniger an Wert verlieren.« 

Anleihen seien nach den heftigen Kursverlusten infolge der gestiegenen Zinsen wieder attraktiv: Aus taktischer Sicht dürfte für die nächsten ein bis eineinhalb Jahre das Schlimmste am Anleihenmarkt vorbei sein, da bereits sehr viel an Leitzinsangst eingepreist sei. »Im Falle einer nachhaltigen konjunkturellen Abschwächung könnte sogar auch wieder ein temporärer Zinsrückgang möglich sein. Mit langen Laufzeiten sind dann auch recht schnell wieder zweistellige Gewinne drin.«   

Das vollständige Interview können Sie in der Ausgabe 26/2022 von Focus-Money lesen.
 

 

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