
Konjunkturell steht das dicke Ende erst noch bevor
Die Anzeichen, dass sich die US-Konjunktur übergeordnet weiter abkühlt, haben sich in den vergangenen Tagen erhärtet. So hat etwa der NAHB-Wohnbauindex seine Abwärtsbewegung im August mit hohem Tempo fortgesetzt. Gleichzeitig verzeichnete das Geschäftsklima von New York den zweitstärksten Einbruch seit 20 Jahren. Das Pendant der Philadelphia-Fed erholte sich zwar etwas, die Geschäftserwartungen verharrten aber im laufenden Monat auf dem zweittiefsten Stand seit 2008. Gegenüber diesen konjunkturellen Nackenschlägen zeigten sich die Aktienmärkte indes zunächst völlig immun. Erst die am Freitag wieder aufkommenden Zinsängste brachten den seit Mitte Juni vorherrschenden Aufwärtstrend ins Stocken.
Was die wirtschaftliche Entwicklung anbetrifft, ziehen die Investoren derzeit zum einen Mut aus der Berichtssaison zum 2. Quartal. Mittlerweile liegen nahezu alle Ergebnisse vor und der befürchtete Gewinneinbruch blieb aus. Vielmehr lagen bei 76% der Unternehmen die Gewinne über den Erwartungen. Vor allem die Tech-Riesen Apple, Amazon und Microsoft wussten zu überzeugen und gaben überdies einen verhältnismässig positiven Ausblick.
Zum anderen deuten die ersten Realdaten (z.B. Einzelhandelsumsätze) zum 3. Quartal auf einen soliden BIP-Zuwachs im 3. Quartal hin. Die technische Rezession aus dem 1. Halbjahr findet somit im laufenden Vierteljahr voraussichtlich keine Fortsetzung. Liegt also das Schlimmste bereits hinter uns?
Wer so denkt, dürfte bald ein böses Erwachen erleben. Es ist stets verlockend, die aktuell noch positive Lage einfach in die Zukunft fortzuschreiben. Selbst das Management von Grosskonzernen ist davor nicht gefeit. Ein sehr bekanntes Beispiel ist die Lageeinschätzung von BASF im Jahr 2008. Noch im Sommer bekräftigte das Unternehmen seinen positiven Ausblick, um dann nur wenige Wochen später die Produktion um 25% herunterzufahren.
Die wirtschaftliche Abkühlung, die seit Jahresbeginn im Gang ist, wurde in erster Linie durch die weltweit restriktivere Geldpolitik und die gestiegenen Rohstoffpreise ausgelöst. Das Gift, das von diesen beiden Komponenten ausgeht, sickert aber nur langsam in die Volkwirtschaft ein. Als erstes sind die Immobilienmärkte betroffen. Dies ist in den USA bereits sichtbar, wie der NAHB-Wohnbauindex zeigt. Als nächstes werden die Investitionspläne der Unternehmen negativ beeinträchtigt – auch dafür gibt es erste Anzeichen.
Die Investitionskürzungen werden schliesslich auch Bremsspuren am Arbeitsmarkt hinterlassen, wodurch wiederum am Ende der Kette die Konsumnachfrage belastet wird. Diese Entwicklung sollte in den nächsten Quartalen ihre volle Wucht entfalten. Der konjunkturelle Tiefpunkt ist also noch lange nicht durchschritten, sondern dürfte erst im Lauf des kommenden Jahres erreicht sein. Unsere Frühindikatoren deuten dabei darauf hin, dass die Verschlechterung der Finanzierungskonditionen und der Druck auf die Gewinnmargen so ausgeprägt sind wie selten zuvor.
Die Diskrepanz zwischen der Eintrübung der konjunkturellen Lage und der immer noch relativ grossen Zuversicht der Investoren ist derzeit immens. Früher oder später muss sich dieser Widerspruch auflösen. Wir gehen davon aus, dass sich die Hoffnung auf ein Soft Landing der US-Wirtschaft nicht erfüllt. Vielmehr sollte die Verschlechterung der Wirtschaftsdaten auf die Börsen überschwappen und somit die Aktienkurse deutlich abtauchen.
Rechtlicher Hinweis
Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.

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