
Für einen Bärenmarkt ist es noch zu früh
Die Fed macht ernst – und das beunruhigt die Finanzmärkte. Gleich acht Mitglieder des Offenmarktausschusses haben zuletzt bekräftigt, dass die Leitzinswende in Bälde eingeleitet werden sollte. Die grösste Überraschung stellt aber zweifellos die Absicht dar, noch in diesem Jahr mit der Bilanzreduktion zu beginnen. Das hatte bis vor Kurzem niemand erwartet.
Verantwortlich für diesen Schwenk in der geldpolitischen Ausrichtung ist die hartnäckig hohe Inflation. Die US-Teuerungsrate dürfte in den nächsten Monaten bei über 7% verharren, womit ein erheblicher Kaufkraftentzug bei den Konsumenten einhergeht. Letzteres ist in den USA inzwischen ein Politikum und lastet schwer auf dem Verbrauchervertrauen. Die Währungshüter haben in Anbetracht dessen klargemacht, dass auch die kleine Wachstumsdelle zu Jahresbeginn keinen Grund darstellt, um den Lift-off hinauszuzögern.
Der sich abzeichnende Kurswechsel der Fed hat die US-Börsen in den vergangenen Tagen auf Talfahrt geschickt. Getroffen wurden insbesondere Technologie-Unternehmen und darunter wiederum solche, deren Höhenflug im vergangenen Jahr rein auf Zukunftsfantasie basierte. Unter den prominenten Börsenindizes steht vor allem die NASDAQ unter Druck, die im Vergleich zum Höchststand 15% verloren hat und sich damit im Korrekturmodus befindet. Der S&P500, der mittlerweile ebenfalls ein hohes Technologie-Gewicht aufweist (> 30%), steht mit -9% kurz davor. Bislang besser schlagen sich die europäischen Aktienmärkte (Eurostoxx50: -5%). Der britische FTSE 100, in dem kaum High Tech vertreten ist, weist lediglich einen Abschlag von 2% gegenüber seinem Allzeithoch auf.
Die Frage ist, ob die Technologie-Baisse auf den breiten Markt überschwappt und damit einen Bärenmarkt einläutet. Zweifellos müssen sich Investoren am Aktienmarkt auf kleinere Erträge als in der vergangenen Dekade einstellen. Die Zeiten, in denen die Zinsen kontinuierlich fallen, sind vorbei. Stattdessen stehen wir aller Voraussicht nach vor einer längeren Phase mit steigenden Anleihenrenditen. Damit verlieren Aktien an relativer Attraktivität.
Ungeachtet dieses strukturellen Wandels wird die Zyklik an den Aktienmärkten nach wie vor von der Konjunktur bestimmt. Phasen, in denen sich das konjunkturelle Umfeld aufhellt, werden weiterhin zu Kursanstiegen führen.
Und die Chance, dass es im 1. Halbjahr zu einer kräftigen konjunkturellen Belebung kommt, ist nach wie vor hoch. Wenn die Omikron-Welle abebbt, sollte die Konsumnachfrage weltweit einen Schub erfahren, was wiederum die Unternehmensgewinne befeuert. In einem solchen Umfeld ergibt es keinen Sinn, dass der breite Markt auf Tauchstation geht. Warum sollten Unternehmen, die aktuell reichlich Gewinne machen und eine hohe Dividende ausschütten, abgestraft werden?
Zu einer breiten Abwärtsspirale wird es nur kommen, wenn in den nächsten Wochen ein Schock die Wirtschaft in die Rezession zieht. Eine Ursache dafür könnte die Eskalation der Ukraine-Krise sein. Allerdings zeigt die Vergangenheit, dass solche politischen Börsen meist kurze Beine haben.
Alles in allem gehen wir davon aus, dass sich die breiten Aktienmärkte in den nächsten Wochen wieder fangen und zu einer neuen Hausse ansetzen. Die Sektorrotation (von Growth zu Value bzw. Corona-Gewinnern zu -Verlieren) dürfte aber weitergehen und muss bei der Allokation beachtet werden.
Rechtlicher Hinweis
Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.

Rechtlicher Hinweis
Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.