Analyse
4. Februar 2022

EZB stellt baldige Straffung in Aussicht

EZB-Präsidentin Christine Lagarde brannte im Anschluss an die jüngste EZB-Ratssitzung ein regelrechtes Feuerwerk an Argumenten ab, die ultraexpansive Geldpolitik bald zu adjustieren. Das markanteste Ergebnis der Pressekonferenz war ihre mehrmalige Weigerung, ihre Aussage von der Pressekonferenz im Dezember zu wiederholen, die Leitzinsen würden 2022 sehr wahrscheinlich nicht angehoben werden. Mehrfach betonte sie auch die Bedeutung der neuen Projektionen für Konjunktur und Inflation, die im Vorfeld der Ratssitzung am 10. März erarbeitet werden. Die Wahrscheinlichkeit einer rascheren Anhebung der Leitzinsen hat in unseren Augen eindeutig zugenommen. Vor dem Hintergrund unserer eigenen Konjunktur- und Inflationsprognose erwarten wir nach Lagardes Auftritt einen ersten Zinsschritt bereits im 4. Quartal dieses Jahres.

Die wichtigsten Ergebnisse

Nachdem die – nahezu wortwörtlich vom 16. Dezember übernommene – Pressemitteilung zur Zinsentscheidung am 3. Februar noch den Eindruck vermittelte, die jüngsten Inflationsdaten seien spurlos an den Währungshütern der Eurozone vorübergegangen, zeichnete EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz ein gänzlich anderes Bild der Lage.

Sie sagte unter anderem, der EZB-Rat sei geeint in seiner Sorge hinsichtlich der zuletzt sehr hohen Inflation. Mehrfach betonte sie auch die Bedeutung der neuen Projektionen für Konjunktur und Inflation, die im Vorfeld der Ratssitzung am 10. März erarbeitet werden. Diese hätten grossen Einfluss auf die weitere Ausrichtung der Geldpolitik.

Das markanteste Ergebnis der Pressekonferenz war wohl die mehrfache Weigerung der EZB-Präsidentin, ihre Aussage von der Pressekonferenz im Dezember zu wiederholen, die Leitzinsen würden 2022 sehr wahrscheinlich nicht angehoben werden.

Unsere Einschätzung

Während der Pressekonferenz brannte Lagarde ein regelrechtes Feuerwerk an Argumenten ab, die ultraexpansive Geldpolitik bald neu zu adjustieren. Genau genommen schloss sie Leitzinsanhebungen im laufenden Jahr nicht nur nicht mehr aus, sondern zeigte stattdessen einen konkreten Weg zu diesen auf: mehrfach betonte sie die Aufwärtsrisiken mit Blick auf die Inflation, sie begrüsste den Rückgang der Arbeitslosenquote auf ein Rekordtief, sie bekräftigte die günstigen Konjunkturperspektiven und sie stellte klar, dass das Ergebnis der März-Projektionen entscheidenden Einfluss auf die künftige geldpolitische Ausrichtung haben wird. Explizit sagte sie, Ausmass und Dauer der Anleihenkäufe würden im Licht der im nächsten Monat vorliegenden Projektionen neu beurteilt. Damit hat sie deutlich gemacht, dass der im Dezember in Aussicht gestellte Pfad der Anleihenkäufe bis Ende des Jahres nicht in Stein gemeisselt ist.

Die Wahrscheinlichkeit einer rascheren Anhebung der Leitzinsen hat eindeutig zugenommen. Vor dem Hintergrund unserer eigenen Konjunktur- und Inflationsprognose erwarten wir nach Lagardes Auftritt einen ersten Zinsschritt bereits im 4. Quartal dieses Jahres. Hierfür müsste der EZB-Rat im März eine mögliche Beendigung sämtlicher Netto-Anleihen­käufe mit Ende des 3. Quartals in Aussicht stellen. Denn an der sogenannten Sequenzierung, sprich Leit­zinsanhebungen erst nach Auslaufen der Netto-Anleihenkäufe, wird die EZB festhalten. Das hat die EZB-Präsidentin erneut klargestellt. Eine noch frühere Anhebung der Leitzinsen beispielsweise schon im September wäre theoretisch möglich, dafür müsste im März allerdings eine Einstellung der Netto-Anleihenkäufe bereits im Sommer beschlossen werden. Wir halten dies aktuell jedoch für ein Aussenseiterszenario. Schliesslich betonte Lagarde, man sei nicht in Eile was Entscheidungen angehe und werde sich auch nicht zu hastigen Schritten drängen lassen.

Rechtlicher Hinweis

Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.