Kommentar
28. Juni 2021
Ein Ende der Aktienhausse ist nicht in Sicht

Beim Blick auf die wichtigsten Frühindikatoren kommen derzeit konjunkturelle Hochgefühle auf. In der Eurozone verteidigte der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Juni sein Allzeithoch, das Pendant für den Dienstleistungssektor machte mächtig Boden gut und liegt nur noch knapp unter 60 Punkten. Auch die nationalen Unternehmensumfragen wie der ifo-Index überflügelten im Juni bisherige Rekordwerte bzw. näherten sich diesen bis auf Schlagdistanz an. In den USA untermauern ISM-Index und Co. ebenfalls, dass sich die dortige Wirtschaft in einem äusserst dynamischen Aufschwung befindet.

Allmählich schlagen sich die traumhaften Umfragewerte auch in den »harten« Konjunkturdaten nieder. Während der private Konsum in den USA schon seit einigen Monaten auf vollen Touren läuft, ist er in der Eurozone im Mai und vor allem Juni durchgestartet. Die Industrie boomt schon seit Längerem und kommt mit der Abarbeitung der Aufträge – auch wegen eines Mangels an Vorprodukten – nicht hinterher. Es zeichnet somit für das 2. Quartal beiderseits des Atlantiks eine kräftige Zunahme der Wirtschaftsleistung ab. Für das Sommerquartal bleiben die Aussichten ebenfalls äusserst günstig. 

Der Blick richtet sich nun jedoch zusehends auf die Zeit danach. Was passiert nach dem grossen Boom? Wir meinen, es besteht guter Grund optimistisch zu bleiben. Zwar werden die BIP-Zuwachsraten sinken, sie dürften allerdings noch lange Zeit überdurchschnittlich hoch ausfallen, sprich das Produktionspotenzial übersteigen. Gefährden könnte diese Entwicklung eine rasche Ausbreitung der Delta-Variante. Derzeit scheint es aber so, dass eine starke Belastung der Gesundheitssysteme in den USA und in der Eurozone dank des raschen Voranschreitens der Impfkampagne vermieden werden kann. 

Mit dem Überschreiten des konjunkturellen Hochpunkts im Verlauf des 2. Halbjahres werden auch die Frühindikatoren zunächst in eine Seitwärtsphase einschwenken und später nach unten drehen. Das bedeutet jedoch nicht das Ende des Aufschwungs – im Gegenteil: Die anhaltend starke Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten wird sich auch 2022 in steigender Beschäftigung und damit sinkender Arbeitslosigkeit niederschlagen.

In einem solchen Umfeld haben die Arbeitnehmer gute Karten, höhere Löhne durchzusetzen. Zumal sie nach zwei Jahren mit Reallohnverlusten bei gleichzeitig sprudelnden Unternehmensgewinnen allen Grund haben, auf ein spürbares Lohnplus zu bestehen. Der Kostendruck bei den Unternehmen infolge des massiven Anstiegs der Rohstoffpreise und Frachtkosten wird sich somit weiter erhöhen. Gleichzeitig eröffnet die anhaltend starke gesamtwirtschaftliche Nachfrage aber zunehmend Spielräume für eine Überwälzung dieser Kosten. 

Alles in allem zeichnet sich mithin nach dem Abklingen des ersten Wachstumsschubs zum Jahresende hin eine zunehmende Eigendynamik des Aufschwungs ab. Für die Aktienmärkte sind das positive Nachrichten. Zwar dürfte sich der Aufwärtstrend im Zuge der Normalisierung beim Wirtschaftswachstum verlangsamen, er sollte sich aber fortsetzen. Für die Rentenmärkte stehen die Weichen derweil nach wie vor auf moderat steigende Renditen.

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