
Wieder einmal stellt sich die Frage, ob die Aktienmärkte rational agieren. Seit Ende September legen die Kurse kräftig zu, obwohl es weltweit an mehreren Stellen lichterloh brennt. So kann mittlerweile niemand mehr leugnen, dass sich das Pandemiegeschehen in Europa erneut verschärft hat. Zwar werden die Neuinfektionszahlen auch durch die immer zahlreicheren Tests angeschoben, inzwischen nehmen aber die Krankenhauseinweisungen ebenfalls wieder zu – und die kühle Jahreszeit hat gerade erst begonnen.
Hinzu kommt die Unsicherheit im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl. Die Turbulenzen um die Corona-Infektion Donald Trumps und seine Tweets zu den Kongress-Verhandlungen haben dies mehr als deutlich gemacht. Die Investoren scheint das nicht zu stören. Sie setzen auf steigende Kurse. Steckt dahinter nur irrationaler Überschwang oder auch begründete Zuversicht?
Die in zahlreichen europäischen Ländern neu verhängten Restriktionen werden zweifellos negative Spuren in der Wirtschaft hinterlassen. Davon betroffen sind nicht zuletzt Sektoren, die gerade erst wieder Hoffnung geschöpft haben: der Tourismus, der Luftverkehr, die Gastronomie oder die Freizeitbranche. Die Schlinge könnte sich im Winter sogar noch enger ziehen, wenn weitere Kontakt- und Reisbeschränkungen erlassen werden.
Allerdings wird es wohl selbst bei einer Verschlimmerung der Lage zu keinem Lockdown wie im Frühjahr kommen. So dürfte unter anderem der öffentliche Verkehr aufrechterhalten und der Einzelhandel geöffnet bleiben. Es besteht inzwischen Konsens, dass diese Bereiche nicht der Ausgangspunkt von Superspreader-Events sind. Eine Konjunkturdelle um die Jahreswende ist daher möglich, ein erneuter Absturz aber unwahrscheinlich.
Dies gilt umso mehr, als sich Teile der Weltwirtschaft im robusten Aufwind befinden. In Ostasien scheint die Pandemie unter Kontrolle, weshalb hier sogar wieder Reisebeschränkungen gelockert werden. In China – mit seinem riesigen Binnenmarkt – hat sich die Konsumlaune ohnehin bereits wieder aufgehellt. Die europäische Industrie dürfte daher in den nächsten Monaten nicht nur von einem Lockdown verschont bleiben, sondern sogar kräftige weltwirtschaftliche Impulse erfahren.
Schliesslich ist der Rückenwind vonseiten der Geld- und Fiskalpolitik ungebrochen. Die rekordtiefen Zinsen heizen die Immobiliennachfrage an. Davon profitiert die Bauwirtschaft ebenso wie vom anstehenden Infrastruktur-Boom. In Italien, Spanien und Griechenland steht die Verplanung des Geldsegens aus dem EU-Wiederaufbaufonds erst am Anfang. Der Fokus liegt auf dem Ausbau der Strom-, Funk-, Ladesäulen-, Strassen- und Bahnnetze.
In den USA stimulieren zum einen die bereits lancierten Fiskalimpulse. Zum anderen ist ein weiteres Konjunkturpaket nach der Wahl so gut wie sicher. Es dürfte besonders gross ausfallen, wenn die Demokraten einen Durchmarsch erzielen, sprich im Kongress und bei der Präsidentschaftswahl siegen, denn ihre Ausgabenpläne sind überaus ambitioniert.
Alles in allem gilt es die kommenden – wirtschaftlich schwierigen – Monate zu überbrücken. Danach winkt bereits die nächste kräftige konjunkturelle Belebung. So sehen es offensichtlich derzeit auch die Anleger an den Aktienmärkten. Mithin schauen die Investoren zum zweiten Mal in diesem Jahr über kurzfristige Schwierigkeiten hinweg. Aus unserer Sicht bestehen gute Chancen, dass sie zum zweiten Mal Recht behalten werden.
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Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.

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