
Ende gut, alles gut? Nach einer viertägigen Hängepartie hat es Joe Biden geschafft: Zumindest die Medien haben ihn bereits zum 46. Präsident der USA ausgerufen. Ein Grossteil der Welt atmet erleichtert auf. Auf vielen globalen Politikfeldern sollte anstelle von Konfrontation wieder konstruktive Zusammenarbeit treten – allen voran in der Handelspolitik. Ein Gewinner ist somit sicherlich die deutsche Automobilindustrie. Strafzölle dürften nur in Ausnahmefälle zum Repertoire des neuen Präsidenten zählen.
Aber auch die US-Wirtschaft scheint mit dem Wahlausgang zufrieden. Die republikanische Mehrheit im Senat bleibt voraussichtlich bestehen und begrenzt die Macht des demokratischen Präsidenten. Damit ist einerseits ein grossvolumiges Fiskalpaket in die Ferne gerückt, andererseits drohen aber auch keine Steuererhöhungen und andere linke Extrempositionen. Welches wirtschaftspolitische Programm Biden am Ende umsetzen kann, hängt nicht zuletzt von der weiteren konjunkturellen Entwicklung ab.
Zu Beginn des 4. Quartals steht die US-Wirtschaft exzellent da. Während die Industrie und die Bauwirtschaft auf Hochtouren laufen, zeigt sich der Dienstleistungssektor zumindest in robuster Verfassung. Entsprechend schreitet die Arbeitsmarkterholung rasch voran. Die Erwerbslosenquote hat sich innerhalb von sechs Monaten von knapp 15% auf unter 7% mehr als halbiert.
Dennoch ziehen nunmehr auch in den USA dunkle Wolken auf. Mit Zeitverzögerung zu Europa steigen die Neuinfektionszahlen rasant an. Die US-Behörden werden daher nicht umhinkommen, zusätzliche Kontaktbeschränkungen anzuordnen. Der Wirtschaft steht eine Abkühlung bevor.
Im Frühjahr hat die Politik auf die Lockdowns schnell reagiert und mehrere umfangreiche Hilfspakete verabschiedet. Trotz aller Differenzen sollte es dieses Mal nicht viel anders laufen. In einer Notsituation werden sich die Republikaner nicht verweigern. Die steigende Staatsverschuldung wird dabei billigend in Kauf genommen. Die Regierung wird sogar geradezu von der Federal Reserve zu weiteren Massnahmen gedrängt. Es dürfte sich daher nur um eine kurze Konjunkturdelle in den USA handeln. Im kommenden Jahr ruhen dann alle Hoffnungen auf einem Abebben der Pandemie.
Schaut man nach Asien sind diese Erwartungen nicht unbegründet. Hier haben es die Regierungen geschafft, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bekommen. Entsprechend ist Normalität ins Alltagsleben zurückgekehrt. Die Kombination aus Nachholeffekten und expansiver Makropolitik entlädt sich derzeit vor allem in China in einem kräftigen Wachstumsschub.
Den westlichen Regierungen stehen nicht die gleichen Mittel der Autokratien Ostasiens zur Verfügung (z.B. drastische Quarantäne, Überwachung durch Tracing-Apps). 2021 dürften sich aber mithilfe von Impfstoffen, neuen Medikamenten und Schnelltests andere Möglichkeiten der Pandemiebekämpfung ergeben. In Anbetracht dessen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Covid 19 weltweit an Kraft verliert und sich auch in den USA sowie Europa die Wirtschaft nachhaltig belebt. Dabei ist von Vorteil, dass die westliche Geld- und Fiskalpolitik noch expansiver ausgerichtet ist als in Asien.
Für den Finanzinvestor stellt sich unverändert die Frage, ob er die langfristigen Chancen stärker ins Kalkül zieht als die möglichen kurzfristigen Rückschläge. Wir plädieren für eine »kontrollierte Offensive«. Risikoassets sollten ein moderates Übergewicht behalten, das gegebenenfalls in den nächsten Wochen weiter ausgebaut wird.
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Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.

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