
Nicht nur die europäischen, sondern auch die amerikanischen Aktienmärkte stehen seit Mitte Oktober unter Druck. Inzwischen summieren sich die Verluste der wichtigsten US-Indizes (S&P500, NASDAQ und Dow Jones) auf knapp 10%. Darin spiegeln sich zum einen die auch in den USA erneut anziehenden Neuinfektionszahlen wider. Zum anderen sorgen aber natürlich auch die näher rückenden Wahlen für Unruhe.
Dabei hat sich am Stimmungsbild zuletzt nicht viel geändert. Beim Rennen um das Präsidentenamt liegt Joe Biden nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch in den meisten Swing States deutlich vor Donald Trump. Dennoch herrscht Nervosität. Schliesslich können Umfragen – wie 2016 gesehen – daneben liegen. Daneben ist fraglich, ob am 3. November bereits ein offizieller Wahlsieger feststeht. Einen Strich durch die Rechnung könnte die hohe Briefwahlbeteiligung machen, denn einzelne Bundesstaaten zählen die entsprechenden Stimmen erst einige Tage nach dem Urnengang aus. Spätestens zum Ende dieser Woche sollte die Hängepartie indes vorbei sein. Zur Schonung der Nerven wäre aber ein klares Ergebnis bereits am Mittwoch von Vorteil.
Sollte Biden gewinnen, wäre das Aufatmen in Asien und Europa zweifellos gross. Auch wenn in Handelsfragen weiter mit harten Bandagen gekämpft wird, sollte der frühere Vizepräsident berechenbarer und im Ton konzilianter agieren als Trump. Für europäische und asiatische Aktien ist daher ein Biden-Sieg grundsätzlich positiv zu werten.
Weniger eindeutig liegt der Fall bei US-Aktien. Hier spielt die Innenpolitik eine grössere Rolle. Biden steht zwar einerseits für wachstumsfreundliche Ausgabenprogramme, andererseits aber auch für höhere Steuern und mehr Regulierung. Welche Punkte hier am Ende überwiegen, hängt nicht zuletzt vom Ausgang der Kongresswahlen ab.
Nur wenn die Demokraten auch den Senat erobern und damit beide Kammern beherrschen, ist bei den geplanten Fiskalprogrammen ein grosser Wurf zu erwarten. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass sowohl ein weiteres Corona-Hilfspaket als auch ein umfangreiches Klima- und Infrastruktur-Programm beschlossen werden, beide im Volumen von über zwei Billionen USD. Die Steuererhöhungspläne dürften dagegen während der Corona-Krise auf Eis liegen. Eine »blaue Welle« wird daher vor allem 2021/2022 kräftige Fiskalimpulse mit sich bringen und die Weltwirtschaft anschieben – zur Freude der globalen Aktienmärkte. Gleichzeitig wird aber auch die Staatsverschuldung weiter anziehen, was für Treasuries per se negativ ist.
Beginnt Biden die Präsidentschaft dagegen als »lahme Ente« ist von viel Reibungsverlusten und kleineren Fiskalpaketen auszugehen. Ähnliches wäre auch bei einem Trump-Sieg (und einem gespaltenen Kongress) zu erwarten.
Alles in allem sind die Kongresswahlen für die Finanzmärkte mindestens genauso wichtig wie der Kampf ums Weisse Haus. Gelingt es den Demokraten nicht, die Mehrheit im Senat zu erringen, wird dies vermutlich an den globalen Aktienmärkten mit Enttäuschung aufgenommen. US-Treasuries (und Bundesanleihen) werden hingegen profitieren. Im umgekehrten Fall sollten Aktien gestützt und US-Treasuries spürbar belastet werden.
Aber selbst ein klarer Wahlsieg der Demokraten am 3. November dürfte nur für ein kurzes Innehalten in bewegten Zeiten sorgen. Danach werden schon bald wieder die Neuinfektionszahlen in den Vordergrund rücken, die auch in den USA derzeit nur eine Richtung kennen – nach oben.
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Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.

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