Kommentar
23. Januar 2023

Bank of Japan hält stur an ultraexpansiver Geldpolitik fest

Die Bank of Japan ist und bleibt eine Bastion der ultraexpansiven Geldpolitik. Auch im Rahmen der jüngsten Sitzung sahen die japanischen Währungshüter keine Notwendigkeit, die Zinskurvensteuerung aufzugeben oder die Leitzinsen anzuheben. Ein Ende der Wertpapierkäufe ist gleichfalls nicht in Sicht.

In den vergangenen Monaten gab es im Wesentlichen nur einen Bereich, in dem die japanische Geldpolitik eine Anpassung vornahm: Die Bandbreite, innerhalb der die Renditen 10 jähriger Staatsanleihen um den Referenzwert von ±0,00% schwanken dürfen, wurde von ±25 Bp auf ±50 Bp angehoben. In Anbetracht dessen konnten sich auch die Renditen japanischer Staatsanleihen dem weltweiten Aufwärtstrend nicht ganz entziehen. 10-jährige JGBs rentieren heute 40 Bp höher als noch vor zwei Jahren, 30-jährige JGBs sogar 80 Bp. Bei Bundesanleihen betrug der Anstieg indes über alle Laufzeiten hinweg 200 bis 300 Bp.

Die Bank of Japan hält nicht zuletzt deshalb stur an ihrem Mantra fest, weil sie im aktuellen Umfeld die einmalige Chance sieht, sich aus dem langjährigen Deflationsumfeld zu befreien. Allen voran soll das Lohnwachstum endlich nachhaltig über die Nulllinie getrieben werden. Anders als in Europa und den USA haben die japanischen Notenbanker keine Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale, sondern würden sie sogar begrüssen. Das liegt auch daran, dass die Inflation weit weniger überschossen hat als in den meisten westlichen Ländern. Mit 4,0% wurde im Dezember zwar ein 41-jähriger Höchststand erreicht, von zweistelligen Raten ist Nippon aber noch weit entfernt. 

Damit die Notenbank ihren Kurs beibehalten kann, sollte der Inflationsdruck indes nicht weiter anschwellen. Die Chancen dafür stehen gut. Wie überall werden auch in Japan in den nächsten Monaten belastende Basiseffekte bei den Energiepreisen aus der Statistik herausfallen. Daneben wird sich das Land der aufgehenden Sonne dem weltweiten Abschwung nicht entziehen können. Entsprechend dürften im Einklang mit dem globalen Trend in Japan die Teuerungsraten im laufenden Jahr nach unten drehen. 

Im Ergebnis spricht somit viel dafür, dass die Bank of Japan – als eine der wenigen Notenbanken weltweit – in diesem Zyklus um die Zinswende herumkommt. In der Folge sollte sich auch die Yen-Aufwertung in Grenzen halten. 

Dies ist zugleich eine positive Botschaft für den japanischen Aktienmarkt, der mit prominenten Exportunternehmen reich bestückt ist und somit in der Vergangenheit meist unter einem haussierenden Yen gelitten hat. Aufgrund seiner engen Handelsverflechtung dürfte Japan überdies spürbar von der sich abzeichnenden Erholung in China profitieren. Japanische Aktien könnten somit 2023 in einem schwierigen Umfeld zu Outperformern werden.

Ende gut, alles gut? Langfristig ist das Verhalten der Bank of Japan sehr kritisch zu bewerten. Die anhaltende Niedrigzinspolitik ist ein süsses Gift. Sie dämpft die Innovationskraft der Unternehmen und gibt Anreize zur Verschuldung. Nicht nur der japanische Staat, sondern auch die Unternehmen haben riesige Kreditbestände angehäuft. Darüber hinaus machen der Fachkräftemangel und der damit verbundene Lohndruck auch vor Japan auf Dauer nicht halt. Spätestens im nächsten Aufschwung dürfte die Notenbank daher zu Leitzinserhöhungen gezwungen sein – mit möglicherweise verehrenden Folgen für die hochverschuldete Wirtschaft. Japan bleibt somit langfristig eine tickende Zeitbombe für die weltweiten Finanzmärkte.

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