
Aktienmärkte im Spannungsfeld zwischen Konjunktur und Notenbanken
Bereits die ersten Tage des neuen Jahres haben das Spannungsfeld offengelegt, in dem sich die Aktienmärkte in diesem Jahr bewegen. Rückenwind für Dividendenpapiere geht nach wie vor vom konstruktiven makroökonomischen Umfeld aus, das die Aussicht auf hohe Unternehmensgewinne am Leben hält. Gegenwind erzeugen hingegen die steigenden Renditen und die nachlassende Unterstützung durch die Notenbanken.
Welche Kraft behält im Jahresverlauf die Oberhand? Der Ausblick für das Wirtschaftswachstum und damit die Unternehmensgewinne hängt nach wie vor entscheidend von der Pandemieentwicklung ab. Noch kann niemand genau abschätzen, wie stark Omikron die Gesundheitssysteme in Europa und in den USA belasten wird. Das Beispiel Südafrika macht indes Mut, dass die Welle nicht allzu lange anhält und möglicherweise sogar den Übergang von der Pandemie zur Endemie markiert.
Demzufolge bleibt das wahrscheinlichste Szenario, dass es ab dem Frühjahr nochmals zu einer kräftigen weltwirtschaftlichen Belebung kommt. Vor allem die Konsumenten sitzen im wahrsten Sinne des Wortes auf gepackten Koffern. Die privaten Haushalte haben in den vergangenen Monaten in Europa und in den USA grosse Sparrücklagen aufgebaut. Die gute Arbeitsmarktlage und die gestiegenen Vermögenspreise komplettieren das positive Konsumumfeld. Die Weltwirtschaft sollte daher zur Jahresmitte nochmals eine Boomphase erleben, was den Aktienmärkten zugutekommen wird.
Natürlich sind die Kursgewinne keine Einbahnstrasse. Neben den steigenden Renditen wird das Aufflammen politischer Risiken immer wieder für Rücksetzer sorgen. Kandidaten sind neben dem schwelenden Ukraine-Konflikt kurzfristig etwa die italienische Präsidentschaftswahl, die am 24. Januar beginnt.
Letztendlich sollten die Aktienmärkte aber in den nächsten Wochen vom positiven konjunkturellen Umfeld profitieren. Der Wind dürfte erst dann drehen, wenn die Euphorie über die abebbende Pandemie nachlässt und das weltweite Wachstum abzuflauen beginnt. Damit rechnen wir im 2. Halbjahr. In dieser Situation können die Aktieninvestoren auch nicht auf erneute Schützenhilfe durch die Notenbanken bauen. Vielmehr ist der Geist der Inflation aus der Flasche. In den USA sollte spätestens Mitte 2022 Vollbeschäftigung erreicht sein und die Inflationsrate immer noch deutlich über 3% liegen. Entsprechend wird die Fed ihren Kurs der geldpolitischen Straffungen fortsetzen, selbst wenn sich die Konjunktur etwas abkühlt.
Für die Aktienmärkte trübt sich somit das Umfeld im Jahresverlauf sukzessive ein. Zum einen wird das Wachstum der Unternehmensgewinne perspektivisch nachlassen. Zum andern müssen die künftigen Gewinne mit höheren Renditen abdiskontiert werden. Immer mehr Investoren dürfte klar werden, dass sich ein grundsätzlicher Wandel vollzieht. Das deflationäre Umfeld mit anhaltend tiefen Renditen ist einem inflationären Umfeld mit steigenden Renditen gewichen. Letzteres wird auch die Sektorrotation weiter vorantreiben (etwa von »Growth« zu »Value«)
Der breite Aktienmarkt gerät damit in zunehmend schwieriges Fahrwasser. Für den Portfolio Manager wird die Kunst 2022 darin bestehen, zunächst die letzte Welle der Aktienhausse mitzureiten, dann aber im Jahresverlauf allmählich auf eine defensivere Ausrichtung einzuschwenken und dabei die richtigen Sektoren und Einzeltitel zu selektieren.
Rechtlicher Hinweis
Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.

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