Kommentar
13. Dezember 2021

2022 droht Ende der Aktienhausse

Schon in vergangenen Jahresausblicken wurde prophezeit, dass die Notenbanken kurz vor dem Exit aus der ultraexpansiven Geldpolitik stehen und in der Folge einerseits die Anleihenrenditen steigen und andererseits den Aktienmärkten starker Gegenwind ins Gesicht bläst. Auch 2022 spricht wieder vieles für ein solches Szenario.

Allerdings ist das Risiko nicht von der Hand zu weisen, dass die Notenbanken einmal mehr in letzter Sekunde zurückgepfiffen werden – dieses Mal durch Omikron. Bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen, die mit der neuen Virusvariante verknüpft sind, würde die Pandemie in die Verlängerung gehen. Unter Umständen müssten neue Impfstoffe entwickelt werden. Bis dahin würde die Welt in mehr oder minder starken Lockdowns feststecken. Die Konjunktur würde entsprechend im 1. Halbjahr 2022 kaum in Schwung kommen. Die Währungshüter hätten somit gute Gründe, um an der ultraexpansiven Geldpolitik festzuhalten.

Die Informationen, die bislang zu Omikron vorliegen, deuten jedoch darauf hin, dass die Virusvariante weniger gefährlich ist als zunächst gedacht. Sollten sich diese Hinweise in den nächsten Wochen bestätigen, besteht die begründete Hoffnung, dass die Pandemie weiter abebbt und tendenziell immer weniger wirtschaftlichen Schaden anrichtet.

Die Aussicht auf ein Abflauen der Pandemie wäre dann der Trigger für eine erneute kräftige weltwirtschaftliche Belebung im Jahr 2022. Sowohl der Konsum als auch die Investitionen würden nochmals durchstarten und das Wachstum weltweit beflügeln.

Für die Aktienmärkte wären dies zweifellos zunächst gute Nachrichten. Die Hausse ginge Anfang 2022 in die nächste Runde. Gleichzeitig würde ein positives wirtschaftliches Umfeld aber auch die Ausstiegspläne der Notenbanken forcieren. Dies gilt umso mehr, als bei der Inflation keine Entspannung in Sicht ist. Nicht nur das Ende der Wertpapierkäufe, sondern auch Leitzinserhöhungen rücken damit 2022 ins Blickfeld.

Insgesamt würde sich für die Aktienmärkte – nach gutem Start – im Laufe des kommenden Jahres eine ungute Mischung zusammenbrauen. So dürfte im 2. Halbjahr die Euphorie über das Abflauen der Pandemie verflogen sein. Ausserdem sähen sich die Unternehmen mit steigenden Finanzierungskosten, anziehenden Lohnkosten und anhaltend hohen Rohstoffpreisen konfrontiert. Schliesslich würde mit dem Ende der Wertpapierkaufprogramme keine zusätzliche Liquidität in die Finanzmärkte gespült. 

In Anbetracht dessen gehen wir davon aus, dass an den Aktienmärkten auf ein gutes 1. Halbjahr ein schwaches 2. Halbjahr folgen wird. In der Gesamtjahresbetrachtung sollten die amerikanischen und europäischen Börsen somit nahezu stagnieren. 2022 würde entsprechend der langjährigen Aktienhausse einen ersten Dämpfer versetzen – und die Aussichten für 2023 sind nicht besser. Vieles spricht dafür, dass die globale Inflation auf vergleichsweise hohem Niveau verharrt, was die Notenbanken dazu zwingt, ihren geldpolitischen Stimulus weiter zurückzufahren. Die kommenden zwei Jahre bieten damit einen Vorgeschmack auf die Herausforderungen, denen sich der Investor in den 2020er Jahren gegenübersieht. Ohne aktives Management bei der Einzeltitelselektion und in der Quotensteuerung dürfte kein Blumentopf zu gewinnen sein.

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