
Konjunktur dürfte Renditen steigen lassen
Bantleon rechnet für das 2. Halbjahr 2020 mit einer konjunkturellen Belebung, in deren Zuge auch die Anleihenrenditen bis zum Jahresende deutlich steigen dürften, berichtet die »Börsen-Zeitung«. »Schon in den nächsten Wochen könnte sich das Sentiment an den Märkten insgesamt sehr schnell ins Positive drehen«, wird »Bantleon Chefvolkswirt« Daniel Hartmann zitiert. Dass die Anleger derzeit noch das Risiko scheuten, habe den sicheren Anlagehäfen aber bislang keinen Vorteil eingebracht. So sei die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen während des DAX-Absturzes zuletzt kräftig gestiegen.
Dies habe einerseits daran gelegen, dass zuletzt alle Assetklassen unter Druck gestanden hätten, da Investoren angesichts einer historischen Liquiditätsklemme zum Abverkauf gezwungen gewesen seien. Andererseits seien die Erwartungen der Marktteilnehmer an neue Zinssenkungen nach den letzten EZB-Sitzungen unter Mario Draghis Leitung anhaltend gesunken.
»Christine Lagarde hat aber mit ihrer jüngst signalisierten Bereitschaft, selbstauferlegte Beschränkungen der EZB im Notfall aufzuheben, wieder für Beruhigung am Markt gesorgt«, wird Stephan Kuhnke, Leiter des Anlagemanagements von Bantleon, zitiert. Eine nachhaltigere Trendwende am Markt für Staatsanleihen werde Daniel Hartmann zufolge aber erst mit einem konjunkturellen Aufschwung einhergehen.
Den USA stehe der schlimmste Teil der Krise allerdings noch bevor. Angesichts der stark steigenden Zahl der Neuinfektionen sei zu erwarten, dass der kommende Einbruch des Bruttoinlandsprodukts die Rezession der Jahre 2008 und 2009 in den Schatten stellen werde.
Mit Blick auf die Kurse von Unternehmensanleihen stellte Stephan Kuhnke fest, dass der Markt für Unternehmensanleihen derzeit grosse Chancen biete. Denn die aktuell eingepreiste Ausfallrate belaufe sich auf ein Vielfaches der höchsten jemals gemessenen Ausfallrate.