
Fiskalpolitik auf der Überholspur
Das schreckliche 2. Quartal nimmt immer konkretere Züge an. Die Konsumdaten vom April bekräftigen, dass die US-Wirtschaft im laufenden Vierteljahr mit gut 10% (bzw. annualisiert 45%) schrumpfen wird. In Frankreich ist mittlerweile sogar von einem BIP-Absturz um 20% die Rede.
Diesen furchtbaren Zahlen stehen ebenso beispiellose Fiskalimpulse gegenüber. Unter den Staaten findet ein wahrer Wettbewerb um das grösste Konjunkturprogramm statt. Japan sieht in seinem 225-Billionen-Yen-Paket (knapp 2,0 Billionen EUR) den stärksten Fiskalimpuls der Welt. In den USA sind bereits Massnahmen von knapp 3 Billionen USD umgesetzt. Schliesslich hat die EU erstmals ein riesiges supranationales Paket angekündigt, das sich zusammen mit den nationalen Hilfen zu schwindelerregenden mehreren Billionen Euro aufaddiert.
Das Gute ist – die Hilfen scheinen anzukommen. Ein Beispiel dafür ist die Einkommensstatistik in den USA. Demnach haben die verfügbaren Einkommen im April um mehr als 10% (im Vergleich zu März) zugelegt und dies trotz der in die Höhe geschnellten Arbeitslosigkeit. Ursache dafür ist der CARES Act (am 27. März verabschiedet), der unter anderem das Versenden von Konsumschecks in Höhe von 1.200 USD pro Erwachsenen und Steuerrabatte vorsah. Ausserdem erhalten Arbeitslose seit Anfang April einen pauschalen Zuschlag von 600 USD pro Woche. Vielen US-Amerikanern geht es daher finanziell besser als vor der Krise. Ob das Geld in den nächsten Monaten ausgegeben wird, hängt natürlich von der weiteren Entwicklung der Pandemie und den Lockerungsmassnahmen ab. Grundsätzlich ist aber die Basis für einen kräftigen Konsumschub in den USA im 2. Halbjahr gelegt.
In Europa wird ein erheblicher Teil der Arbeitseinkommen (in Frankreich 40%) über das Kurzarbeitergeld stabilisiert. Darüber hinaus zielt die Wirtschaftspolitik darauf ab, die Liquidität im Unternehmenssektor zu stabilisieren. Auch hier gibt es erste »Erfolgsmeldungen«. Laut EZB sind im April sowohl die Geldmenge als auch die Kredite kräftig expandiert. Im Ergebnis verfügen die Unternehmen über viel Liquidität. Das Volumen der Tagesgeldkonten liegt 13% über dem Vorjahresniveau.
Insgesamt scheint die erste Welle der Fiskalimpulse anzukommen – und die zweite ist schon unterwegs. Insbesondere in der Eurozone hat sich in Sachen Fiskalpolitik seit der letzten Krise viel getan. Allen voran ist neben den nationalen Staaten die EU mit im Boot. Sie wird in den nächsten Jahren zusätzlich über eine Billion Euro an die schwachen Mitgliedsländer verteilen. Hinzu kommt die EZB, die alles dransetzt, um die Zinssätze und die Risikoaufschläge innerhalb der Währungsunion unter Kontrolle zu halten.
Zieht man ein Fazit, hat die Wirtschaftspolitik die Basis für eine konjunkturelle Wiederbelebung gelegt. Es bleiben natürlich Störfaktoren – etwa der US-China-Konflikt, die Diskussion um eine zweite Viruswelle oder die wieder hochkochende Brexit-Debatte. Bei der Abwägung der Risiken spricht indes vieles dafür, dass die Fiskalimpulse wirken und die Gefahren des Coronavirus abgenommen haben. Die aktuelle Erholung bei Risikoassets ist daher nicht völlig aus der Luft gegriffen und sollte sich in den nächsten Wochen unter Schwankungen fortsetzen.
Rechtlicher Hinweis
Die in diesem Beitrag gegebenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl die Bantleon AG der Auffassung ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann sie für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.

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