
China kann Weltwirtschaft nicht retten
China wird mit seinem Konjunkturprogramm und ein paar Wochen Vorsprung in der Virusbekämpfung die Weltwirtschaft nicht wieder anschieben können. Das hat »BantleonVolkswirt« Andreas Busch im Interview mit dem Schweizer Radiosender »SRF 4« gesagt. China sei mit 15% bis 20% des Bruttoinlandsproduktes nach wie vor sehr exportabhängig und der Welthandel werde einen einzigartigen Einbruch verzeichnen. »Ich kann mir also nicht vorstellen, dass China den Karren aus dem Dreck zieht. Alle Konjunkturprogramme haben das Problem, dass sie erst richtig greifen, wenn die Restriktionen gelockert werden.«
Ein längerer Ausfall der Konjunkturlokomotiven China und USA sei ein Problem für die Weltwirtschaft. Allerdings mache die Entwicklung in China »insofern Mut, als dass die Daten der Binnenwirtschaft zum Personenverkehr und Energieverbrauch wieder auf das Niveau vor der Krise zusteuern«. China könne aber von einer zweiten Welle erwischt werden, die nichts mit dem Virus zu tun hat, sondern mit der Aussenwirtschaft, stellte Busch fest.
Der Wirtschaftseinbruch infolge der Coronavirus-Pandemie sei viel stärker als jener nach der Finanzkrise vor zwölf Jahren: »Das Sozialprodukt geht um das Zwei- oder Dreifache zurück im Vergleich zur Rezession 2008/09. Auch geht alles viel schneller. Damals zog sich die Rezession über anderthalb Jahre hin, jetzt passiert es innert weniger Monate. Das ist beispiellos.«
Ob die Regierungen bislang angemessen reagiert hätten, sei schwierig zu beurteilen. »Angenommen, die Epidemie kann durch die Massnahmen eingedämmt werden und es gibt nur in einzelnen Nationen einen Gesundheitsnotstand: Dann könnte man im Nachhinein sagen, dass die Epidemie aus gesundheitlichen Überlegungen gar nicht so schlimm gewesen sei«, erklärte der Volkswirt. »Aber vielleicht war sie ja gerade dank der restriktiven Massnahmen nicht so schlimm.«
Man könne nur auf der Basis der aktuellen Entwicklung agieren. »Und da ist es sicher ein guter Versuch, die Gesundheitssysteme zu schützen und erst mal einen wirtschaftlichen Einbruch in Kauf zu nehmen. Natürlich muss man abwägen, wie lange man das durchhalten kann.«