Langfristig überdurchschnittliches Wachstum

Das Geschäft von Infrastruktur-Unternehmen wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich wachsen. Das hat Susanne Linhardt, Senior Portfolio Manager Infrastruktur bei Bantleon, im Interview mit der »Börsen-Zeitung« gesagt. »Treiber sind vor allem der hohe Investitionsbedarf in Industriestaaten und Schwellenländern sowie die Bedeutung als globaler Wettbewerbsfaktor im Zuge des digitalen und demografischen Wandels«, erklärte sie. »Jährlich müssen etwa 4% des globalen Bruttoinlandsprodukts investiert werden. Dies entspricht insgesamt etwa 70 Billionen USD für die Jahre 2017 bis 2035. Die aktuelle Finanzierungslücke beträgt geschätzt 14 Billionen USD bis zum Jahr 2035.«

Profitieren werden Linhardt zufolge zum Beispiel regulierte Stromanbieter mit Fokus auf Netzstabilität und Vernetzung des europäischen Energiemarktes, Telekommunikationsunternehmen, die das Glasfaser- und 5G-Netz ausbauen, und Anbieter für Lösungen von Strassen-Infrastrukturproblemen. Auch um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, müsse viel Geld in die globale Infrastruktur investiert werden. »Darüber hinaus werden Staaten in künftigen Konjunkturabschwüngen verstärkt die Rolle der Notenbanken als Stabilisator der Wirtschaft übernehmen müssen und über staatliche Infrastruktur-Investitionen einen Nachfrageimpuls erzeugen«, stellte Linhardt fest. »Wir reden hier von Wachstumsmärkten für die nächsten zwanzig, dreissig Jahre.«

Das Risikoprofil von Infrastrukturaktien sei ideal für sicherheitsorientierte Investoren wie institutionelle Anleger: »Wir haben es hier mit eher defensiven Sektoren zu tun. Die Unternehmen haben häufig langjährige garantierte Verträge, die steigende Kosten sowie Inflation berücksichtigen. Das hat eine hohe Vorhersehbarkeit der Zahlungsströme zur Folge und damit eine gute Planbarkeit der Dividendenausschüttungen.« Hinzu kämen vielfach monopolistische Strukturen mit hohen Markteintrittsbarrieren, so etwa bei Stromnetzbetreibern wie der italienischen Terna. Deren Netz könne nicht einfach ersetzt werden. Interessant seien auch Mautstrassenbetreiber wie Ferrovial aus Spanien, ein Unternehmen, das Autobahnen baut und betreibt. Weil ein Grossteil der Infrastrukturunternehmen des Euroraums auch global tätig sei, könnten Investoren dort vom hohen Wachstum der Schwellenländer profitieren.

Mit Blick auf die relativ hohen Bewertungen von Infrastruktur im Bereich Private Equity sind Linhardt zufolge Aktien eine attraktive Alternative bei dem Thema Infrastruktur. »Abgesehen davon kann ich hier auf strukturelle Trendwechsel reagieren und mein Portfolio problemlos anpassen.«

Bei der Analyse liegt Linhardts Fokus auf Unternehmen aus dem Bereich Basis-Infrastruktur, also aus den Sektoren, die essenziell für wirtschaftliches Wachstum sind, beispielsweise Transport-, Strom- und Telekommunikationsinfrastruktur. »Durch den Fokus auf Basis-Infrastruktur haben unsere Portfolios geringere Schwankungen als der breite Aktienmarkt, aber auch als passive Infrastrukturindices, welche neben Basis-Infrastruktur auch stark zyklische Sektoren wie Bauwirtschaft und Energieproduktion enthalten.« In klassische Telekommunikationsanbieter investiere sie nur sehr selektiv, da dieser Sektor stark von Angebot und Nachfrage abhänge. »Wir bevorzugen stattdessen Betreiber von Telekommunikationsmasten sowie Telekomanbieter, die ihr eigenes Netz haben, quasi als monopolistische Anbieter arbeiten«, erklärte sie. »Bei den Versorgern setzen wir auf die Profiteure des Energiewandels, indem wir in Unternehmen investieren, die einen Grossteil ihres Energiemixes bereits auf erneuerbare Energien umgestellt haben oder eine entsprechende Strategie verfolgen.«