Konjunktur in Eurozone und China sollte sich bald erholen

Eine globale Rezession ist derzeit nicht wahrscheinlich. Das hat Dr. Andreas A. Busch, Senior Analyst Economic Research, im Interview mit »Finanz und Wirtschaft« gesagt. »Weltweit senden die Zinskurven Rezessionssignale. So pessimistisch sind wir aber nicht.« Für die USA beispielsweise sei der Handelskrieg »lediglich eine diffuse Verunsicherung, aber keine echte Belastung, denn die US-Wirtschaft ist nicht sehr exportabhängig«. Die »Bantleon Frühindikatoren« zeigen Andreas A. Busch zufolge an, dass die derzeit schwächelnde US-Konjunktur sich ab dem Jahresende wieder erholen werde.

Mit Blick auf die schwache deutsche Wirtschaft stellte Busch fest, dass ein Konjunkturprogramm keine Garantie für einen Aufschwung sei: »In der Vergangenheit hat man sich oft die Finger daran verbrannt, als die Konjunkturprogramme zu spät wirkten und damit die Zyklen eher verstärkt als geglättet haben. Eigentlich stehen die Zeichen für die Eurozone wieder auf Aufschwung, weil sich wie in China die Lage wieder stabilisieren sollte.«

Der kräftige Renditerückgang bei Schweizer Eidgenossen beziehungsweise deutschen Bundesanleihen und die damit einhergegangenen Kursgewinne seien einerseits erfreulich, »andererseits fühlen wir uns wie auf einem Pulverfass, weil wir wissen, dass diese Performance nicht nachhaltig ist«. Natürlich sei es gut, in Anleihen investiert zu bleiben, um vom Kursertrag zu profitieren, stellte Busch fest. »Aber die Zinsen werden nicht endlos ins Negative fallen. Und wenn sie wieder steigen, erleidet man herbe Kursverluste, wenn man nicht rechtzeitig die Laufzeiten stark verkürzt.«

Unterstützt würden Anleihen derzeit sowohl von der EZB als auch von der SNB: »Die EZB wird wahrscheinlich wegen des kritischen Konjunkturausblicks die Zinsen um 0,20%-Punkte oder sogar etwas mehr senken.« Hinzu kämen erneute Anleihenkäufe, aber auch da sei irgendwann das Ende erreicht. Weil die SNB der EZB folgen müsse, um einen stärkeren Franken zu verhindern, »wird sie bis zum Jahresende noch einmal die Zinsen senken«, sagte Busch. »Ob die Grenze bei –1% oder –1,5% liegt, ist schwer zu sagen.«

Obwohl eine Rezession unwahrscheinlich sei, erhöhe die ultraexpansive Geldpolitik die Gefahr von Blasen an den Finanzmärkten, sagte der Ökonom. Das Problem sei, dass man vorher nie genau sehen könne, wo eine Blase entsteht. »Jetzt ist es die Unternehmensverschuldung in den USA, die sich in einem übergeordneten Aufwärtstrend befindet und einen zyklischen Hochpunkt erreicht hat«, stellte der Ökonom fest. »Interessanterweise beobachten wir ähnliches bei den Unternehmen in China. Kritisch zu sehen sind auch Finanzvehikel wie Leveraged Loans, die in den USA schon fast so ein grosses Volumen wie High-Yield-Anleihen haben.«

In der insgesamt unsicheren Lage rät Busch Anlegern, derzeit noch in lang laufende Anleihen zu investieren, um von weiteren Kurszuwächsen zu profitieren. Bei Aktien empfiehlt Busch defensive Titel mit soliden Geschäftsmodellen und attraktiver Dividende, zum Beispiel aus dem Bereich Infrastruktur. Wenn die Konjunktur in der Eurozone und in China im weiteren Jahresverlauf anziehe, könne man wieder mehr ins Risiko gehen: mit höheren Aktienquoten und Unternehmen aus zyklischeren Sektoren. »Anleihen sollten dann in kürzere Laufzeiten umgeschichtet werden, denn die Renditen können auch relativ schnell wieder steigen und das würde weh tun. Bei US-Aktien wäre ich derzeit eher vorsichtig, weil sich die amerikanische Wirtschaft in den nächsten Monaten zunächst weiter abkühlen dürfte.«

Das vollständige Interview können Sie in »Finanz und Wirtschaft« vom 21. August 2019 lesen.