Bundesanleihen trotz negativer Renditen interessant

Die US-Notenbank Fed wird wohl im 3. Quartal 2019 erstmals die Zinsen senken. Das hat »Bantleon CEO« Stephan Kuhnke im Interview mit »Euro fondsxpress« gesagt. »Möglichweise sehen wir im 4. Quartal eine zweite Senkung.« Die erneute geldpolitische Lockerung sei nicht nur eine Reaktion auf den Handelsstreit, sondern auch eine Massnahme gegen die sich seit geraumer Zeit abzeichnende Abkühlung der US-Konjunktur.

Die Folgen einer Eskalation des Handelsstreits für die US-Konjunktur und die Weltwirtschaft wären gravierend, stellte Kuhnke fest: »Sollte China in Reaktion auf neue US-Zölle beispielsweise den Export seltener Erden einstellen, wären wichtige Lieferketten unterbrochen. In einem solchen Umfeld würden die Unternehmen ihre Investitionen deutlich zurückfahren. Wir glauben aber nicht, dass es dazu kommt. US-Präsident Donald Trump will im nächsten Jahr wiedergewählt werden. Das dürfte aber nur gelingen, wenn die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession rutscht.«

Im Fall einer unerwarteten Konjunkturabschwächung in der Eurozone könnte die EZB die Leitzinsen noch einmal um 0,10%-Punkte senken, aber gleichzeitig einen Staffelzins einführen, was die kreditvergebenden Banken unterstützen würde, erklärte Kuhnke. Denkbar sei zudem, dass die EZB ihr Anleihenkaufprogramm, das sie vor einem halben Jahr beendet hat, wieder aufnimmt. »Allerdings hat die EZB die von ihr selbst bestimmte Grenze erreicht, wonach sie nicht mehr als ein Drittel der Staatsanleihen eines Euro-Landes besitzen darf. Es wäre ein Politikum, diese Regel aufzuweichen. Die grösste Wirkung auf die Konjunktur hätte es, wenn die EZB wieder verstärkt Unternehmensanleihen kaufen würde. Dadurch würde sie die Refinanzierungskosten der Unternehmen senken und die Investitionsbereitschaft fördern.«

Deutsche Bundesanleihen sind Kuhnke zufolge trotz negativer Renditen interessant: »Als Einzelinvestment sicherlich nicht. Im Portfoliokontext ist die Bundesanleihe als Stabilisator unserer Meinung jedoch unabdingbar. Mit ihr lassen sich Schwankungen in einem ausgewogenen Depot kompensieren. Egal wo die Rendite ist: Ohne Bundesanleihe lassen sich vernünftigerweise keine Aktienrisiken eingehen.« High-Yield-Anleihen seien keine Alternative, weil deren die Ausfallraten wieder zunehmen würden, wenn die Konjunktur wieder abkühlen sollte. »Zudem sind High-Yield-Papiere stark mit den Aktienmärkten korreliert. Die Zinspapiere bieten im Gegensatz zur sicheren Bundesanleihe daher keinen Schutz, wenn es an den Börsen nach unten gehen sollte.«

Sinnvoller zur Ertragssteigerung seien sichere Unternehmensanleihen, die auf Dollar lauten. »Auch wenn das Währungsrisiko abgesichert wird, bieten die Papiere noch einen Renditeaufschlag gegenüber den in Euro denominierten Anleihen und haben darüber hinaus eine höhere Liquidität.«