Kommentar
23. April 2018

Wachstumsdelle zu Jahresbeginn

Weltweit werden derzeit die BIP-Ergebnisse für das 1. Quartal veröffentlicht. In vielen Ländern - allen voran den USA und den Eurostaaten - wird es dabei zu Rückschlagen kommen. Dafür waren zwar auch Sonderfaktoren verantwortlich. Darüber hinaus sehen wir darin aber auch den Auftakt für eine konjunkturelle Abkühlung.

Nicht nur die Unternehmen präsentieren derzeit ihre Zahlen für das 1. Quartal, sondern auch die Volkswirtschaften. Im Rahmen dieser »Berichtssaison« ist China traditionell am schnellsten. Die BIP-Daten werden hier primär im Vorjahresvergleich dargelegt – und sie können sich sehen lassen. Demnach wuchs die chinesische Wirtschaft im 1. Vierteljahr um +6,8% und behielt somit das hohe Wachstumstempo des 2. Halbjahrs 2017 bei. China ist damit jedoch aller Voraussicht nach ein Einzelfall unter den wichtigsten Wirtschaftsnationen. Vor allem in den westlichen Ländern, die in den nächsten Wochen ihre Zahlen publizieren, kündigen sich Rückschläge an.

Dies gilt zunächst für die USA, dessen Wachstum nach drei starken Quartalen – mit einem durchschnittlichen Plus von 3,1% – auf knapp 2,0% zurückfallen sollte (jeweils im Vergleich zum Vorquartal und annualisiert). Noch grösser dürfte die Enttäuschung in der Eurozone ausfallen, die sich im vergangenen Jahr als Überflieger präsentierte und eine Serie von fünf Quartalen mit Zuwächsen von +0,6% bis +0,7% hinlegte (annualisiert +2,5% bis +3,0%). Im 1. Quartal rechnen wir hingegen nur mit +0,4% bis +0,5%. Noch schwächere Ergebnisse (nahe der Nulllinie) zeichnen sich schliesslich in Grossbritannien und Japan ab.

Für die Delle zu Jahresbeginn werden allenthalben Sonderfaktoren verantwortlich gemacht – insbesondere Wettereffekte. So haben unter anderem verheerende Schneestürme die Kauflust der britischen und amerikanischen Konsumenten gemindert. In weiten Teilen Europas dämpften darüber hinaus die extrem tiefen Temperaturen und die eng damit verknüpften Grippewellen die Produktion.

All dies spricht für aussergewöhnliche Belastungen und Ausfälle, die in den nächsten Monaten wettgemacht werden. Das Wachstum sollte daher speziell in den USA und der Eurozone im 2. Quartal wieder anziehen. Dessen ungeachtet gibt es aber auch Daten, die eindeutig auf eine übergeordnete Schwäche hinweisen. So ist etwa in der Eurozone auffallend, dass der Abwärtstrend bei den Geschäftserwartungen besonders prononciert ausfiel. Gerade diese Komponenten zeigen sich jedoch normalerweise von temporären Sonderfaktoren unbeeindruckt. Auch die deutschen Auftragsdaten reagieren üblicherweise wenig auf Wettereffekte. Hier ist es aber im Januar/Februar ebenfalls zu Rückschlägen gekommen.

Dies spricht für grundsätzliche Probleme. Mithin sind die Zeiten, in denen die Konjunktur von immer neuen positiven Impulsen beflügelt wurde, vorbei. Der monetäre Rückenwind nimmt ab, die Rohstoffpreise steigen und die Löhne ziehen an. In der Währungsunion belastet überdies der Euro und in den USA die steigenden Zinsen, die sich am kurzen Ende innerhalb eines Jahres verdoppelt haben.

Dies spiegelt sich auch in unseren eigenen, weit vorausschauenden Frühindikatoren wider, die für die nächsten Quartale eine anhaltende konjunkturelle Abkühlung signalisieren. Wir gehen daher lediglich von einer vor-übergehenden Erholungsphase aus, die von einer Fortsetzung des zyklischen Abwärtstrends abgelöst wird.

Die Rückschlüsse für die Finanzmärkte liegen somit ebenfalls auf der Hand: Kurzfristig profitieren Risikoassets unter Umständen nochmals von der temporären Aufhellung der Datenlage. Die mittelfristigen Perspektiven bleiben jedoch eindeutig negativ.

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