Kommentar
30. Juli 2018

USA Top, Europa und Asien Flop

Die US-Wirtschaft hat im 2. Quartal 2018 zum Höhenflug angesetzt, befindet sich damit aber ziemlich allein auf weiter Flur. In Europa zeigte der Konjunkturtrend im 1. Halbjahr ebenso nach unten wie in Asien. Mit Blick voraus gibt es zunächst einige Lichtblicke – selbst in Europa und Asien. Die Weltwirtschaft sollte sich entsprechend im 3. Quartal vorübergehend stabilisieren. Mittelfristig stellt jedoch vor allem die Trendwende in der Geldpolitik einen mächtigen Belastungsfaktor dar, dem sich auch die US-Wirtschaft nicht entziehen kann. Spätestens zum Ende des Jahres dürfte daher der globale Konjunkturtrend wieder synchron verlaufen und einheitlich abwärtsgerichtet sein.

USA gegen den Rest der Welt. Das gilt nicht nur für die Handelspolitik, sondern auch für das aktuelle konjunkturelle Umfeld. Die US-Wirtschaft hat im 2. Quartal zum Höhenflug angesetzt und ist erstmals seit vier Jahren wieder um mehr als 4,0% gewachsen (im Vergleich zum Vorquartal, annualisiert). Auch zahlreiche Stimmungsindikatoren befinden sich immer noch in der Nähe zyklischer Höchststände. Im Ergebnis ist das konjunkturelle Momentum in den USA bis zur Jahresmitte aufwärtsgerichtet – womit die grösste Volkwirtschaft der Welt allerdings ziemlich alleine steht.

In der Eurozone haben sich die Konjunkturbarometer seit Anfang 2018 deutlich verschlechtert. Der Composite-Einkaufsmanagerindex sank etwa von knapp 59,0 auf gut 54,0 Punkte. Entsprechend lag auch das durchschnittliche Wachstum im 1. Halbjahr nur noch bei ca. 1,6% – im 2. Halbjahr 2017 waren es noch 2,8% gewesen. Ähnliches ist in Osteuropa und Skandinavien zu beobachten. Der dänische Einkaufsmanagerindex der Industrie stürzte sogar unter die Expansionsschwelle ab (ausgehend von 70 Punkten).

In Asien ist das Bild nahezu identisch. Während sich in Japan der Industrie-EMI seit Jahresbeginn im Sinkflug befindet, sackten in China die realwirtschaftlichen Daten (Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze, Investitionen) im Mai/Juni reihenweise auf neue zyklische Tiefststände ab. Im Ergebnis war das chinesische BIP-Wachstum im 2. Quartal so schwach wie seit zwei Jahren nicht mehr (+6,7% im Vorjahresvergleich).

Zu Beginn des 2. Halbjahres stellt sich damit die Frage, ob sich der US-Zyklus dem weltweiten Abwärtstrend anpasst oder umgekehrt in Asien und Europa – dank der US-Wirtschaft – eine Erholung eintritt. Ein Hoffnungsschimmer stellt der Schwenk in der chinesischen Makropolitik dar. Angesichts des Handelskriegs mit den USA haben die Verantwortlichen in China den Kampf gegen die überbordende Verschuldung erst einmal in den Hintergrund gerückt und zuletzt wieder einige expansive Massnahmen lanciert. In Europa – vor allem Deutschland – könnte wiederum die Entspannung im Handelskonflikt mit den USA für ein temporäres Aufatmen sorgen. Damit sind aber bereits die Lichtblicke aufgezählt.

Mittelfristig halten wir daher das andere Szenario für realistischer – die Fortsetzung der übergeordneten globalen Abkühlung. Ein mächtiger Faktor sind hierbei die Notenbanken, die überall den Rückzug aus der ultraexpansiven Geldpolitik eingeleitet haben. Selbst die Bank of Japan kauft Schritt für Schritt weniger Wertpapiere. Die Bank of England dürfte diese Woche den Leitzins ein weiteres Mal anheben (von 0,50% auf 0,75%) und die Federal Reserve zumindest die nächste Straffung im September vorbereiten.

Gerade in den USA sollten sich die zunehmend restriktiven Finanzierungsbedingungen bemerkbar machen. 2-jährige Treasuries rentieren mittlerweile auf einem 10-Jahres-Hoch von 2,67% (2017 lagen sie im Durchschnitt noch bei 1,40%, 2016 bei 0,80%). Ausserdem ebben die positiven Impulse der expansiven Fiskalpolitik ab, während die negativen Wirkungen der Handelspolitik zunehmen. Bereits in der aktuellen Berichtssaison klagten zahlreiche US-Unternehmen (etwa GM oder Whirlpool) über steigen Rohstoffkosten.

Alles in allem könnten die gegenläufigen Kräfte kurzfristig zu einer Stabilisierung der Weltkonjunktur führen und somit die Aktienhausse weiter am Laufen halten. Mit Blick weiter voraus rechnen wir aber mit einem synchronen Abwärtstrend, der auch die US-Wirtschaft erfassen wird. Der mittelfristige Ausblick für Risikoassets bleibt damit eingetrübt.

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