Türkeikrise spiegelt nervöse Finanzmärkte wider

Donald Trump bleibt ein Risikofaktor für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Die Twitter-Einschläge des US-Präsidenten können jeden treffen. Selbst der lange Zeit hofierte Nato-Partner Türkei bekommt das zu spüren. Basis des Trump’schen Selbstbewusstseins ist die starke US-Wirtschaft. Ausserhalb der USA sieht es aber schon längst nicht mehr so rosig aus und an den Finanzmärkten herrscht grosse Nervosität, die der US-Präsidenten zusätzlich schürt. Aus unserer Sicht besteht somit mittelfristig weiterhin Rückschlagsgefahr für Risikoassets.

Donald Trump bleibt für die Finanzmärkte ein ständiger Unruheherd. Während er mit den Europäern (zumindest vorübergehend) Burgfrieden geschlossen hat, knöpft er sich umso mehr die Chinesen vor. Nach wie vor ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Strafzölle auf chinesische Importgüter weiter ausgedehnt und damit Waren im Wert von deutlich über 200 Mrd. USD betroffen sein werden.

Der US-amerikanische Präsident kennt aber gegenüber niemand Gnade. Das bekommt selbst der Nato-Partner Türkei zu spüren, der bislang aufgrund seiner strategischen Lage und der Militärbasen immer besonders umsichtig behandelt wurde. Damit ist jetzt aber Schluss. Um die Verurteilung amerikanischer Staatsbürger durch die türkische Justiz zu vereiteln, wurden Sanktionen gegen türkische Minister verhängt. Die daraufhin einsetzenden Währungsturbulenzen nahm Trump nicht zur Mässigung zum Anlass, sondern goss zusätzlich Öl ins Feuer: »Per Twitter« verdoppelte er die gegenüber der Türkei wirksamen Strafzölle auf Stahl und Aluminium.

Ambivalent bleibt auch die Auseinandersetzung mit Russland. Mal wird der russische Staatspräsident hofiert und eine neue Partnerschaft in Aussicht gestellt, dann wird der Kreml wieder vor den Kopf gestossen. So auch in der vergangenen Woche als aus heiterem Himmel neue Sanktionen gegen Russland verhängt wurden. Das Prinzip aus Zuckerbrot und Peitsche bleibt selbst beim Iran bestehen, dem nach der Aufkündigung des Atomabkommens unlängst ein neues Gesprächsangebot gemacht wurde.

Basis der wilden Agitation von Trump ist die starke US-Wirtschaft, die im 2. Quartal mit über 4,0% expandierte und 2018 bereits 1,5 Mio. Arbeitsplätze geschaffen hat. Zweifellos hat dazu auch die schuldenfinanzierte Steuerreform beigetragen. Ob dahinter ein ausgeklügelter Plan steckte – die US-Wirtschaft zunächst stark zu machen, um damit aussenpolitische Handlungsfreiheit zu gewinnen – sei dahingestellt. Bisher scheint die Taktik jedenfalls aufzugehen.

Allerdings sieht es ausserhalb der USA konjunkturell schon lange nicht mehr rosig aus. In Europa und Asien liegt das Expansionstempo deutlich unter dem Vorjahrsniveau. Das jüngste Warnsignal in dieser Hinsicht ist der Einbruch bei den deutschen Auftragseingängen vom Juni (-4,0% geg. Mai, zugleich der fünfte Rückgang in den letzten sechs Monaten). Noch ist eine Stagnation oder gar Rezession weit entfernt. Die von Trump vom Zaun gebrochene Unsicherheit, dürfte den zyklischen Abwärtstrend jedoch weiter verstärken.

Ausserdem herrscht Nervosität an den Finanzmärkten. Die türkische Währungskrise ist dafür nur das jüngste Beispiel. Die rasante Abwertung der Lira (seit Jahresbeginn verlor sie gegenüber dem USD und EUR über 40% an Wert) setzt die Türkei vor allem wegen der hohen Abhängigkeit von ausländischen Krediten unter Druck. Dass die Krise der relativ unbedeutenden Türkei ein kleines Erdbeben an den Finanzmärkten auslöst, lässt tief blicken. Die Lage sollte sich nach dem ersten Schock zwar wieder beruhigen. Dennoch dürfte die Stimmung wegen des weltweit hohen Verschuldungsgrads angespannt bleiben. Die Anfälligkeit für Rückschläge wird nach unserem Dafürhalten sogar weiter zunehmen. Wir gehen davon aus, dass die Abkühlung der Weltwirtschaft in den nächsten Monaten anhält und somit noch leichter Risk-off-Stimmung aufkommt.

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