Kommentar
22. Januar 2018

Government Shutdown wird der Fed nicht in die Quere kommen

Wer nach der reibungslos verabschiedeten US-Steuerre­form erwartet hatte, politische Ränkespiele in den USA würden endlich durch die Fokussierung auf Sachfragen abgelöst, sah sich getäuscht. Der Government Shutdown am vergangenen Wochenende holte die USA auf den Boden der politischen Realität zurück. Die ökonomischen Folgen des Ausstands werden sich jedoch in Grenzen halten. Am erfreulichen Konjunkturausblick – und der Aussicht auf eine anziehende Inflation – ändert sich nichts. Deswegen wird sich auch die Fed nicht aus der Ruhe bringen lassen und an ihrem Vorhaben gradueller Zinserhöhungen festhalten. 10-jährige T-Notes dürften entsprechend auf 3,00% zusteuern, nachhaltig überschreiten sollten sie diese Marke indes nicht.

Eigentlich hatte die unerwartet reibungslose Verabschiedung der Steuerreform in den USA kurz vor Weihnachten die Hoffnung geweckt, politische Ränkespiele würden endlich von einer Konzentration auf Sachfragen abgelöst. Dann folgte aber am Wochenende die Ernüchterung. Auf eine prestigeträchtige Jahrhundert-Steuerreform konnten sich Senat und Repräsentantenhaus zwar einigen – an der Routineaufgabe, den Bundeshaushalt für das laufende Jahr zu beschliessen, scheiterte die Politik indes grandios. Seit Samstagmorgen muss daher eine Reihe von Bundesbehörden mangels Finanzmitteln geschlossen bleiben. Der Government Shutdown holt die USA mithin unsanft auf den Boden der politischen Realität zurück.

Zum Glück dürften sich die ökonomischen Folgen des Ausstands aber in Grenzen halten. In vergangenen Episoden waren meist nur 10% bis 40% der Bundesbediensteten betroffen, weil z.B. Verteidigungs-, Gesundheits-, Zins-, Polizei- und Justizausgaben von den Beschränkungen ausgenommen sind. Kurzfristig könnte sich der Shutdown zwar je nach Dauer in den Wirtschaftsdaten niederschlagen (die aufgrund geschlossener Statistikämter unter Umständen erst verspätet veröffentlicht werden). Unter anderem in den wöch­entlichen Erstanträgen für Arbeitslosenunterstützung, in den Stimmungsindikatoren oder auch im Q1-BIP-Wachstum. Letzteres wird auf Basis der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden berechnet – eine Woche Ausstand würde den BIP-Zu­wachs daher um 0,1%-Punkte bremsen (annualisiert). Wenn die Behörden jedoch wieder ihre Arbeit aufnehmen, dürfte es zu entsprechenden Gegenbewegungen kommen. Darüber hinaus werden die einbehaltenen Löhne nachgezahlt. Mit einem nachhaltigen Dämpfer auf das Ausgabenverhalten der Konsumenten ist folglich nicht zu rechnen.

Am grundsätzlich erfreulichen Ausblick für die US-Wirtschaft ändert das politische Theater in Washington also nichts. Der Konjunkturaufschwung setzt sich angesichts der anziehenden Investitionsnachfrage fort. Die Engpässe am Arbeitsmarkt nehmen weiter zu und führen damit zu höheren Lohnsteigerungen. Die Unternehmen werden diese vermehrt an die Konsumenten weitergeben, was die Inflationsrate in Richtung des 2%-Ziels der Notenbank treibt.

In Anbetracht dessen wird sich die Fed durch die politischen Turbulenzen nicht von ihrem Vorhaben gradueller Zinserhöhungen abhalten lassen. Im Gegenteil – immer mehr Währungshüter sprechen offen darüber, dass sie Risiken für eine Überhitzung der Wirtschaft sehen. Deshalb wären mehr als nur die drei Zinserhöhungen gerechtfertigt, die derzeit in der Median-Prognose der Notenbank zum Ausdruck kommen. An den Finanzmärkten wurden die Zinserhöhungserwartungen zwar in den vergangenen Wochen schon nach oben korrigiert. Wir erachten die derzeit eskomptierten rund zweieinhalb 25-Bp-Zinsschritte in diesem Jahr indes immer noch für zu wenig. In den kommenden Wochen dürften die Leitzinserwartungen weiter steigen. Die Rendite 10‑jähriger T‑Notes, die in der vergangenen Woche mit 2,66% bereits einen 3½‑jährigen Höchststand erreicht hatte, sollte auf 3,00% zusteuern.

Dass es zu einem nachhaltigen Ausbruch über diese Marke kommt, halten wir jedoch für unwahrscheinlich. Dazu müsste die Inflation deutlich stärker als erwartet anziehen und die Konjunkturdynamik ausgehend von dem aktuell hohen Niveau nochmals zulegen. Gegen eine weitere konjunkturelle Beschleunigung sprechen aber jetzt schon die gestiegenen Renditen, die vor allem am Immobilienmarkt eine nicht zu übersehende Bremswirkung entfalten.

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