
Bantleon Chefanlagestratege rechnet mit weiteren Aktienmarkt-Turbulenzen
In den nächsten Monaten müssen Anleger mit weiteren Turbulenzen an den Aktienmärkten rechnen. Das hat Dr. Harald Preißler, Chefanlagestratege des Asset Managers Bantleon, im Interview mit »Finanz und Wirtschaft« gesagt. Die Korrektur sei noch nicht vorbei, weil die schlechten Nachrichten erst noch kämen.
»Erstaunlich ist, wie viele Anleger nur über die Geopolitik sprechen und dabei das Makroumfeld ausblenden«, sagte Preißler. »Der Wachstumsgipfel wurde weltweit bereits durchschritten. In den nächsten ein bis zwei Jahren wird sich das globale Wachstum verlangsamen – mit allen Risiken und Nebenwirkungen, die damit verbunden sind. Das bedeutet auch ein völlig neues Investitionsklima.«
Das Wirtschaftswachstum schwäche sich ab, weil sich der Konjunkturzyklus in einem späten Stadium befinde. »Die Rohstoffpreise haben sich teils vervielfacht. Überall auf der Welt steigen die Löhne und die Zinsen – deutlich zu sehen in den USA. Dort haben sich die Zinsen am kurzen Ende verfünffacht, im mittleren Bereich vervierfacht und am langen Ende verdoppelt«, stellte der Chefanlagestratege fest. »Das bremst das Wirtschaftswachstum und setzt die Margen der Unternehmen unter Druck. Die Folge ist ein geringeres Gewinnwachstum, was die Anleger verunsichern wird.«
Die Folgen für die globalen Finanzmärkte seien deutlich: »An den europäischen Aktienmärkten erwarten wir eine Korrektur von 25% – vom Höchst aus gerechnet. Beim defensiven SMI ist es etwas weniger, beim zyklischen DAX etwas mehr.« Zu den Verlierern werden Preißler zufolge auch Unternehmensanleihen zählen – sowohl solche der Bonität Investment Grade als auch Ramschpapiere. Die Ausfallwahrscheinlichkeit werde neu bewertet und deshalb würden die Risikoprämien steigen.
Staatsanleihen hingegen sieht Preißler als einzigen Bereich der Finanzmärkte, der in Portfolios ein positives Gegengewicht bildet. »Wir haben deshalb ihre Quote deutlich erhöht und die Laufzeiten verlängert.« Die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen sieht er in den nächsten Monaten Richtung Nulllinie fallen, was die Kurse steigen lässt.