Fed wird vorsichtiger
Wie erwartet hat die Fed die Leitzinsbandbreite bei ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr um 25 Bp auf 4,25% bis 4,50% gesenkt. Es handelt sich dabei um die dritte Reduktion in Folge um zusammen 100 Bp in den vergangenen drei Monaten. Allerdings räumte Notenbankpräsident Jerome Powell ein, dass die Entscheidung dieses Mal knapper ausgefallen ist.
Makroprognosen der Fed vom 18. Dezember 2024
Quelle: Fed; * in % gegenüber Vorjahr; ** in %; in Klammern Prognosen vom Sept.
Gleichzeitig haben die FOMC-Mitglieder ihre Erwartungen an das Ausmaß künftiger Leitzinssenkungen zurückgeschraubt (Dot-Plot). Neu liegt der Median im kommenden Jahr nur noch bei zwei Lockerungen um jeweils 25 Bp, statt der bisherigen vier. Lediglich leicht nach oben wanderte dagegen die Schätzung zum neutralen Leitzinsniveau, das mit 3,0% um 0,1%-Punkte höher veranschlagt wird (vgl. Tabelle).
Inflationsentwicklung steht im Zentrum
Powell führte zur Begründung der größeren Zurückhaltung beim Leitzinsausblick mehrere Faktoren an:
- Überraschend robustes Wirtschaftswachstum in der zweiten Hälfte dieses Jahres
- Zuletzt günstigere Entwicklung am Arbeitsmarkt
- Hartnäckigere Inflation in den vergangenen Monaten
- Deutliche Annäherung an den neutralen Leitzins
- Berücksichtigung möglicher Folgen der Wirtschaftspolitik der neuen Regierung durch einzelne FOMC-Mitglieder
Die hartnäckige Inflationsentwicklung ist dabei laut dem Notenbankpräsidenten der wichtigste Grund.
In der Gesamtbetrachtung tritt die Geldpolitik gemäß Powell in eine neue Phase ein. Nachdem die Leitzinsen innerhalb von nur drei Monaten um 100 Bp gesenkt worden sind, ist man nun wesentlich näher am neutralen Niveau, wenngleich die Geldpolitik immer noch klar restriktiv sei. In diesem Umfeld ist es laut Powell geboten, sich vorsichtiger zu bewegen, ähnlich einem Autofahrer in dichtem Nebel.
Geldpolitik bleibt auf Lockerungskurs
In der kurzen schriftlichen Erläuterung zum Zinsentscheid kommt dieser Wandel ebenfalls zum Ausdruck. So wurde beim Leitzinsausblick der Passus eingefügt, wonach »Ausmaß und Zeitpunkt« zusätzlicher geldpolitischer Anpassungen von den eingehenden Wirtschaftsdaten und der Entwicklung des wirtschaftlichen Ausblicks abhängen. Als Andeutung einer längeren Pause bei den Zinssenkungen wollte Powell diese Ergänzung indes nicht verstehen. Vielmehr erklärte er auf Nachfrage, es sei lediglich als Signal einer langsameren Gangart gedacht.
Dass der Zinssenkungspfad fortgesetzt werden soll, machten darüber hinaus seine detaillierten Ausführungen zur Inflation deutlich. Demnach sei der Teuerungsausblick nach wie vor aus mehreren Gründen positiv:
- Bei der langen Zeit störrisch hohen Mietpreisinflation ist inzwischen eine Entspannung zu erkennen, die sich fortsetzen sollte.
- Beim zweiten wichtigen Block der Kerninflation – den Gütern – ist man bereits zur günstigen Entwicklung aus Vorpandemiezeiten zurückgekehrt und alles deutet auf eine auch künftige erfreuliche Entwicklung hin.
- Schließlich hätte der Teuerungsdruck auch im dritten Segment – den sonstigen Dienstleistungen – merklich nachgelassen. Störfeuer seien in diesem Bereich zuletzt primär von nicht direkt messbaren Preisgrößen ausgegangen. Powell erwähnte als Beispiel die Gebühren von Finanzdienstleistungen, die über die Aktienkursentwicklung approximiert werden.
Zu guter Letzt spricht die aktuelle Beschäftigungsentwicklung für weitere geldpolitische Lockerungen. Die Abwärtsrisiken haben hier in den vergangenen Monaten zwar abgenommen. In den Augen der Fed lässt jedoch eine Vielzahl an Indikatoren erkennen, dass sich der Arbeitsmarkt nach wie vor abkühlt. Wird gleichzeitig berücksichtigt, dass die Geldpolitik immer noch restriktiv ausgerichtet ist – was Powell mehrfach betonte –, sind zusätzliche vorsichtige Leitzinssenkungen geboten, um das Vollbeschäftigungsziel nicht zu gefährden.
Alles in allem lassen die Ausführungen des Notenbankpräsidenten nach unserer Einschätzung klar eine Fortsetzung des Zinssenkungszyklus erwarten. Wir gehen davon aus, dass anders als bisher die Leitzinsen nicht bei jeder FOMC-Sitzung, sondern künftig bei jedem zweiten Treffen um 25 Bp gesenkt werden – also ein Mal pro Quartal. Ganz entscheidend für das exakte Timing der Lockerungen sind dabei die eingehenden Inflations- und Beschäftigungsdaten. Wir rechnen in beiden Bereichen übergeordnet mit einer weiter nachlassenden Dynamik. Das an den Geldterminmärkten eskomptierte Szenario, wonach der nächste 25-Bp-Schritt erst zur Mitte des kommenden Jahres voll eingepreist ist, erscheint uns vor diesem Hintergrund zu pessimistisch.