US-Geldpolitik – Abwarten und Tee trinken

Die Fed hat erwartungsgemäß die Leitzinsen unverändert belassen und schätzt die wirtschaftliche Lage als stabil ein. Gleichzeitig lässt der Inflationsdruck in den Augen der Währungshüter nur langsam nach. In diesem Umfeld hat die Fed keine Eile, die Leitzinsen weiter zu senken. Die Geldpolitik wird zwar immer noch als restriktiv eingestuft. Zinssenkungen sind aber erst dann angebracht, wenn klarere Entspannungssignale bei der Inflation auszumachen sind. Nach unserer Einschätzung sollten diese im Laufe des 1. Halbjahres sichtbar werden und die Fed bis zum Sommer zu mindestens zwei Leitzinssenkungen bewegen.

Fed ist nicht in Eile

Nachdem die Fed die Leitzinsen im Rahmen der drei vorangegangenen Sitzungen um zusammen 100 Bp gesenkt hatte, hielt sie dieses Mal erwartungsgemäß still: die Fed-Funds-Rate-Bandbreite blieb bei 4,25% bis 4,50%. Im Einklang mit dieser abwartenden Haltung wurde die Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage in der kurzen schriftlichen Erläuterung zum Zinsentscheid etwas angepasst. Es heißt nun nicht mehr, die Arbeitslosenquote sei gestiegen – stattdessen wird von einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau gesprochen. Notenbank Präsident Jerome Powell bekräftigte diese Einschätzung mehrfach im Laufe der Pressekonferenz.

Angepasst wurde auch die Beschreibung des Teuerungsgeschehens. Die Inflation wird zwar erneut als etwas erhöht bezeichnet. Der frühere Verweis auf Fortschritte in diesem Bereich wurde im Statement aber nicht mehr wiederholt, was auf den ersten Blick ein falkenhaftes Signal darstellt. Auf Nachfrage wies Powell dies jedoch zurück. Es handele sich lediglich um eine redaktionelle Anpassung. Nach wie vor ist in den Augen der Währungshüter der übergeordnete Disinflationstrend intakt – nur verlaufe er relativ flach. Die Fed sieht sich damit weiterhin auf Kurs zum 2%-Inflationsziel.

Geldpolitik immer noch restriktiv

Abgesehen von den genannten Modifikationen wurden am Statement zum Zinsentscheid keine weiteren Veränderungen vorgenommen. Mithin heißt es unverändert, die Risiken bei der Erreichung des Vollbeschäftigungs- und des Teuerungsziels seien ausgeglichen. In seinen Ausführungen erklärte Powell darüber hinaus, er schätze die Geldpolitik immer noch als »bedeutend« restriktiv ein. Am »Easing bias« wird also festgehalten. Wann aber genau mit der nächsten geldpolitischen Lockerung zu rechnen ist, blieb offen. Damit es dazu kommen kann, müssten entweder die nächsten Inflationsdaten günstig ausfallen. Oder der Arbeitsmarkt – der aus Sicht der Fed nicht weiter an Fahrt verlieren soll – müsste Schwächesignale aussenden.

Alles in allem machte Powell deutlich, dass die Fed weiterhin Potenzial für Leitzinssenkungen sieht. Allerdings spricht die derzeit robuste wirtschaftliche Verfassung zunächst für ein Abwarten. Entsprechend betonte Powell des Öfteren, die Fed habe aktuell keine Eile. Auf die Frage, ob die Leitzinsen bereits im März erneut gesenkt werden könnten, äußerte er sich demzufolge zurückhaltend: Dafür brauche man mehrere Datenpunkte, die anzeigen, dass es ernsthafte Fortschritte beim Inflationsrückgang gebe.

Einmal mehr steht die Datenabhängigkeit im Vordergrund

Bis zur nächsten FOMC-Sitzung Mitte März werden zwei weitere Inflations- und Arbeitsmarktberichte veröffentlicht. Mithin besteht durchaus die Möglichkeit, dass bereits in sieben Wochen die Leitzinsen gesenkt werden können. Gleichwohl ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Fed dann noch nicht überzeugt ist, die Geldpolitik erneut zu lockern. In unseren Augen stehen die Chancen aber gut, dass die Inflationszahlen in der ersten Jahreshälfte positiv überraschen (vgl. unsere aktuelle Analyse: Fed-Vize blickt zuversichtlich in die Inflationszukunft). Die Fed dürfte die Leitzinsen daher bis zum Sommer nicht nur einmal (derzeit an den Terminmärkten eingepreist), sondern mindestens zwei oder sogar drei Mal senken. Im 2. Halbjahr sollte sich das Zeitfenster für geldpolitische Lockerungen indes schließen, wenn die Wachstumsdynamik wie von uns erwartet anzieht und die Inflationsgefahren entsprechend wieder zunehmen.

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