Geschäftserwartungen mit Sprung nach oben
Die ifo-Umfrage hat im Juni weitgehend das erfreuliche Bild der Einkaufsmanagererhebung bestätigt. Der Index verbesserte sich von 87,5 auf 88,4 Punkte und legte damit zum sechsten Mal in Folge zu. Der Anstieg fiel zugleich etwas höher aus als vom Konsensus erwartet (88,0 Punkte; Bantleon: 88,6 Punkte). Als treibende Kraft erwiesen sich eindeutig die Geschäftserwartungen, die einen Satz von 89,0 auf 90,7 Punkten machten und damit einen neuen zyklischen Höchststand markierten (vgl. nachfolgende Abbildung). Als Bremse erweist sich dagegen nach wie vor die Lagekomponente, die nur minimal zulegen konnte (86,2 nach 86,1 Punkten).
Dass es bei der Lagekomponente noch »harzt«, liegt speziell am verarbeitenden Gewerbe. Hier wurde das aktuelle Umfeld – nach einer vorsichtigen Erholung im April/Mai – sogar wieder schlechter bewertet. Die dreijährige Durststrecke beim Wachstum hinterlässt nach wie vor im Auftragsbestand Spuren. Beim Blick nach vorne legt aber auch die Industrie zunehmend ihren Pessimismus ab. Der entsprechende Diffusionsindex verbesserte sich von ‑9,7 auf -6,3 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit zwei Jahren (und verfehlte nur haarscharf ein 3-Jahres-Hoch, vgl. nachfolgende Abbildung). Während bis vor kurzem die Pessimisten noch eindeutig gegenüber den Optimisten dominierten, ist das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen nunmehr nahezu ausgeglichen, d.h. immer mehr Industrieunternehmen glauben an die konjunkturelle Erholung.
Noch deutlicher als in der Industrie hat sich der Ausblick bei den Dienstleistern erholt (-3,6 nach -10,9 Punkte, vgl. vorangehende Abbildung). Dies hat zugleich den Gesamtindex erstmals seit einem Jahr wieder ins Plus geschoben (3,8 nach -0,4 Punkte). Offensichtlich antizipieren vor allem die unternehmensnahen Dienstleister – hier legte der Optimismus im Juni besonders kräftig zu – bereits die absehbaren zusätzlichen staatlichen Impulse. Das Ergebnis steht zugleich im Einklang mit der Service-Einkaufsmanagerindex, der sich im Juni ebenfalls spürbar verbessert hat (49,4 nach 47,1 Punkten).
Aufschwung wird immer wahrscheinlicher
Alles in allem ist die zentrale Botschaft des jüngsten ifo-Barometers, dass sich die Geschäftserwartungen erkennbar aufhellen. Dies war in der Vergangenheit stets der Vorbote für eine Investitionsbelebung. Die Unternehmen hoffen dabei zum einen auf eine Entspannung im weltwirtschaftlichen Umfeld. Zum anderen nehmen sie bereits die massiven staatlichen Impulse vorweg. Dass diese aller Voraussicht nach bereits in diesem Jahr kommen, zeigen die jüngsten Haushaltspläne der Bundesregierung. Demnach ist schon 2025 eine öffentliche Investitionsoffensive geplant. Allein aus dem neuen Sondervermögen Infrastruktur sollen knapp 40 Mrd. EUR (= 1% des BIP) entnommen werden.