Fed steuert neutrales Leitzinsniveau an
Wie erwartet hat die Fed die Leitzinsbandbreite um 25 Bp auf 4,50% bis 4,75% gesenkt. Laut Notenbankpräsident Jerome Powell wurde damit ein weiterer Schritt vollzogen, den geldpolitischen Restriktionsgrad zu reduzieren. Dafür sprechen in den Augen der Fed zwei Gründe. Zum einen hat sich der Arbeitsmarkt erkennbar abgekühlt und stellt damit keine Inflationsgefahr mehr dar. Zum anderen sind die Teuerungsraten deutlich dem 2%-Ziel nähergekommen. In Anbetracht dessen sei es geboten, den Leitzins in Richtung des neutralen Niveaus zurückzuführen.
Damit ist der grobe Kurs der Geldpolitik abgesteckt. Wie schnell und wie weit die Fed-Funds-Rate künftig gelockert wird, liess Powell indes offen. Das hänge von den eingehenden Daten ab. Gegenwärtig sei nicht die Zeit, um eine konkrete Forward Guidance zu geben.
Ausblick: Eine Pause im Dezember scheint die Fed nicht ins Auge zu fassen
Gänzlich ohne Orientierung hat der Notenbankpräsident die Beobachter aber nicht gelassen. Ob die Fed die Leitzinsen im Rahmen der nächsten Sitzung in sechs Wochen erneut um 25 Bp senken wird, liess Powell zwar offen. Er erweckte aber den Eindruck, dass die Währungshüter zum jetzigen Zeitpunkt nicht über eine Pause bei den Zinssenkungen nachdenken. So spricht erstens das grosse Vertrauen der Notenbank in den anhaltenden Disinflationstrend für eine nahtlose Fortsetzung der Zinssenkungen. Letztlich sei nur noch bei den Mieten der Teuerungsdruck etwas zu hoch, was jedoch eindeutig auf die grosse Trägheit der Mietentwicklung zurückzuführen sei. Darüber hinaus schien er zweitens das Thema einer langsameren Gangart bei den Zinssenkungen als eine Option für die fernere Zukunft anzusehen. Wenn man sich dem neutralen Niveau nähere, könne eine Verlangsamung bei den Lockerungen geboten sein, um besser abschätzen zu können, wo genau die Zinssenkungen enden sollen.
Alles in allem ist damit in unseren Augen die Hürde hoch, die Leitzinsen im Rahmen der Dezember-Sitzung nicht weiter zu senken. Nur wenn die bis dahin veröffentlichten Daten das Bild einer deutlich anziehenden Beschäftigungsdynamik bei gleichzeitig wiederauflebendem Teuerungsdruck anzeigen würden, könnte eine Pause in Betracht kommen. In unseren Augen ist es indes wahrscheinlicher, dass sich der Disinflationstrend fortsetzt und der Arbeitsmarkt weiterhin eine übergeordnete Abkühlung erkennen lässt – eine erneute Leitzinssenkung um 25 Bp wäre die logische Konsequenz.
In der Folge würde die Leitzinsbandbreite zum Ende des Jahres zwischen 4,25% und 4,50% liegen. In unseren Augen ist das immer noch deutlich über dem neutralen Niveau, das die Fed auf rund 3,00% veranschlagt. Wenn das Wirtschaftswachstum wie von uns erwartet im Laufe der ersten Hälfte des kommenden Jahres auf einen flacheren Expansionspfad einschwenkt, sollten entsprechend von Sitzung zu Sitzung weitere 25-Bp-Senkungen um zusammen 75 bis 100 Bp folgen. Wie es anschliessend weitergeht, hängt dann zunehmend von den wirtschaftspolitischen Massnahmen ab, die von der neuen Regierung unter Donald Trump ergriffen werden.