Wer geglaubt hatte, mit der (vorläufigen) Beilegung des griechischen Schuldenstreits würden die Finanzmärkte in ruhigeres Fahrwasser geraten, sieht sich enttäuscht. Beinahe übergangslos machten die Investoren in der chinesischen Wirtschaft den nächsten Krisenherd aus.
In der Tat wäre ein Schwächeanfall der chinesischen Wirtschaft eine elementare Bedrohung für die gesamte Weltwirtschaft. Nur sollte man gerade mit Blick auf China einzelnen Indikatoren kein zu großes Gewicht beimessen. In der Gesamtschau präsentiert sich die Konjunktur nämlich in keiner schlechten Verfassung. Das BIP-Wachstum lag im 2. Quartal mit 7,0% über den Erwartungen und auch die jüngste Serie an Realindikatoren (Einzelhandel, Industrie, Außenhandel) fiel durch die Bank besser aus als vom Konsensus gedacht. Selbst beim bisherigen Sorgenkind, dem Immobilienmarkt, häufen sich die Anzeichen für ein Ende der Durststrecke.
Davon abgesehen sollten sinkende Rohstoffpreise gerade im größten Abnehmerland eine besonders positive Wirkung entfalten. Unsere Frühindikatoren zeichnen vor diesem Hintergrund für die chinesische Wirtschaft einen klaren Aufwärtstrend vor. So skeptisch wir die längerfristige Entwicklung in China sehen, so günstig sind die Perspektiven im 2. Halbjahr 2015.
Unterstützt wird China dabei von den USA, die sich seit dem 2. Quartal wieder auf einem stabilen Wachstumskurs befinden. Unseren Prognosen zufolge wird die US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte um durchschnittlich 3,0% expandieren – oder sogar noch etwas stärker. Die Kehrseite ist natürlich, dass die Wende in der Zinspolitik der Fed näher rückt. Allerdings ist das längst keine Neuigkeit mehr, zumal sie stets versichert, dass sie äußerst behutsam vorgehen wird. Auch von dieser Seite besteht kein Grund zur Panik.
Trotz aller Krisenherde sind somit die Voraussetzungen für eine globale Erholung und eine anhaltende Belebung in der Eurozone weiterhin gegeben.
Niemand weiß aber, welche Fallstricke im weiteren Verlauf des Jahres 2015 noch auf die Anleger warten. Griechenland ist noch nicht in trockenen Tüchern, die chinesischen Finanzmärkte drohen das Land zu überfordern. Und ob der russische Expansionsdrang tatsächlich befriedigt ist, steht in den Sternen. In allen Fällen dürften lang laufende Bundesanleihen von ihrem Status als sicherer Hafen profitieren und überproportionale Kursgewinne verbuchen.
Wenn hingegen alles kommt, wie es kommen soll, dann werden die Aktienmärkte das Jahr auf historischen Höchstständen beenden und auch an den Zinsmärkten werden sich risikoreichere Anleihen relativ gut entwickelt haben.
Das Zinsniveau im Allgemeinen, insbesondere für Top-Anleihen, sollte bis dahin zwar gestiegen sein, allerdings werden auch dann die Renditen nicht weit über 1% p.a. liegen.
Sollte sich der jüngst eingeschlagene positive Trend an den Aktienmärkten bestätigen, werden wir die Seitenlinie verlassen und auch hier wieder Positionen beziehen. In einzelnen Fonds haben wir diesen Schritt bereits umgesetzt.
An dieser Stelle sei bereits ein Blick auf das Jahr 2016 gestattet: Nach den Vorgaben unserer konjunkturellen Frühindikatoren trifft die überaus positive Ausgangslage im Frühjahr 2016 auf das Ende des aktuellen Konjunkturaufschwungs. Gleichzeitig dürfte den Risikomärkten die Unterstützung durch die Notenbanken abhandenkommen.
Was bedeutet das für die Finanzmärkte im kommenden Jahr? Risikomärkte sollten stark unter Druck geraten, während an den Anleihenmärkten Kursgewinne zu erzielen sind – vorausgesetzt man schaut hier nicht tatenlos zu. Eine Gemengelage, in der wir uns mit unserer hochaktiven Steuerung der Anleihenlaufzeiten nicht nur wohlfühlen, sondern auch sehr erfolgreich sind.