Der Arbeitsmarkt steht im Mittelpunkt
Wenn es um den künftigen Kurs der US-Geldpolitik geht, steht der Arbeitsmarkt ganz klar im Mittelpunkt. Nicht nur, weil die Fed per Gesetz verpflichtet ist, für Vollbeschäftigung zu sorgen, sondern auch weil die Beschäftigungsentwicklung – als Gradmesser der gesamtwirtschaftlichen Auslastung – einen Frühindikator für die Inflationsentwicklung darstellt. Bis Anfang des Jahres hatten die Währungshüter dabei ihren geldpolitischen Ausblick so explizit wie nie zuvor an eine einzige Arbeitsmarktkennzahl gekoppelt: die Arbeitslosenquote. Solange diese nicht unter 6,5% sinken würde, könnte die ultraexpansive Ausrichtung der Geldpolitik beibehalten werden. Nachdem sich die Quote dem Schwellenwert jedoch schneller als erwartet angenähert hatte, gab die Fed die Orientierung an der Arbeitslosenquote im März auf. Stattdessen wird nun ein grosses Bündel an Indikatoren betrachtet, um zu entscheiden, wann ein geldpolitischer Kurswechsel angebracht ist.
Was genau aber meint die Fed damit? Auf welche Zahlen muss man künftig achten, um möglichst frühzeitig die Leitzinswende kommen zu sehen?
Eine abschliessende Aufzählung der infrage kommenden Indikatoren wird von der Fed nicht gegeben. In den Protokollen zu den acht Mal im Jahr stattfindenden Offenmarktausschusssitzungen findet sich jedoch ein Überblick der jeweils analysierten Kennzahlen. Nahezu immer erwähnt werden: Arbeitslosenquote, Zahl der monatlichen Stellenschaffungen, Erwerbsquote, Quote der Langzeitarbeitslosen, Quote der unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten und die Zahl der offenen Stellen und Einstellungen (JOLTS-Statistik). Daneben wird von Sitzung zu Sitzung fallweise auch auf andere Grössen hingewiesen: zum Beispiel auf die Erstanträge für Arbeitslosenunterstützung, Einstellungspläne der Unternehmen, Beurteilung der Arbeitsmarktlage durch die privaten Haushalte u.a.
Um dieses Dickicht an Kennzahlen durchschauen zu können, werden die Indikatoren im Folgenden kurz vorgestellt und es wird erläutert, welche Rückschlüsse sie auf die aktuelle Arbeitsmarktlage zulassen. Darauf aufbauend werden sie in einer Gesamtbetrachtung zusammengefasst, welche schliesslich die Basis bildet, um den Leitzinsausblick zu formulieren. Dabei zeigt sich jedoch: Einfache Schlussfolgerungen wie zu Zeiten der alleinigen Orientierung an der Arbeitslosenquote sind nicht mehr möglich. Es muss wieder stärker zwischen unterschiedlichen Entwicklungen abgewogen werden.